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1. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 224

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
224 Das Deutsche Reich und die Weltpolitik § 195; Wirtschaftspolitik. Die Reichsverfassung hatte Deutschland zu einem Zoll- und Handelsgebiet erklärt. 1878 traten diesem gegen Gewährung von Freihäfen auch Hamburg und Bremen bei. Anfangs wurden nur mäßige Zölle an den Grenzen erhoben, ja 1873 sollten auch noch die Eisenzölle fallen. Aber die Industrie und vor allem die Landwirtschaft begannen über die Konkurrenz des Auslandes zu klagen. Infolge des Mangels an ländlichen Arbeitern wurden die Löhne höher, und da wegen der verbesserten Verkehrsverhältnisse auswärtiges Getreide billig ins Land kam, sanken die Kornpreise, so daß die Landwirtschaft Not litt. Da das Reich außerdem Einnahmen brauchte, entschloß sich Bismarck zu einer völligen zum^chutz- Änderung der Handelspolitik. In dem 1878 neugewählten Reichs-zoii 1879 tage setzte er sie durch. Es wurden Zölle auf die Einfuhr von Getreide gelegt und die auf Industrieprodukte erhöht. Diese Änderung der Zollpolitik führte zum Teil zu Zollkriegen. Da die schrankenlose Gewerbefreiheit Mißstände hervorrief, wurde 1881 wieder die Bildung von Innungen erlaubt. Ka^c § 196. Kulturkampf. Eine schwere innerpolitische Krisis machte das neue Reich in dem Kulturkämpfe durch. Die katholische Kirche hatte seit Anfang des 19. Jahrhunderts an Macht gewonnen. In ihr suchte man zwar verschiedentlich Annäherung an moderne Gedanken und erstrebte die Gründung einer deutschen Nationalkirche. Aber der Syllabus verdammte alle moderne Kultur (1864), und auf dem vatikanischen Konzil 1870 gelang es der Jesuitenpartei das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes (Infallibilität) durchzusetzen. Viele Bischöfe, die sich dagegen sträubten, beugten sich schließlich unter die unumschränkte Papstgewalt. Nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Katholiken verwarf das Dogma und schloß sich unter der Führung des Gelehrten Ignaz von Dolling e r zu der Gemeinde der Altkatholiken zusammen (1873). Da die deutschen Regierungen die Anerkennung der vatikanischen Beschlüsse verweigerten, war ein Kampf zwischen Staat und Kirche vorauszusehen. Zentrum Zum Schutze der römischen Kirche bildete sich in Deutschland aus der schon vorhandenen katholischen Partei bereits Ende des Jahres 1870 eine große Organisation unter Führung des ehemaligen hannoverschen Ministers Windthorst, die nach ihrem Sitz im Reichstag Zentrum genannt wurde, die aber, weil sie die Interessen der von Rom geleiteten Kirche vertrat, von den Gegnern den Namen ultramontane Partei erhielt. Sie forderte vollständige Selbständigkeit der Kirche. Als Preußen diese verweigerte und alle die Geistlichen, welche die vatikanischen Beschlüsse nicht anerkannten Alkuitfr-es Un<^ von ^er Kirche deshalb gemaßregelt wurden, in ihren Schutz kampfes nahm, brach der Kulturkampf aus. Die Rechte des Staates wurden
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