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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 7

1905 - Leipzig : Voigtländer
lichkeit, ihre Hochachtung vor den Frauen. Wie der Deutsche redete, so meinte er es auch: Verstellung und Hinterlist waren seinem geraden Sinne fremd. Getreu hielt er, was er versprochen hatte. „Hier hast du meine Hand darauf," sagte er, und reichte die Rechte dar. Und das galt so viel wie Eidschwur: ein Mann — ein Wort. Jedem Wanderer stand seine Hütte offen; auch den völlig Unbekannten nahm er gastlich an seinen Tisch und bot ihm Schutz und Erquickung. Beim Abschied gab er ihm ein Gastgeschenk und geleitete ihn seines Weges. Hohe Ehre genossen die Frauen. Sie standen nicht nur dem Hauswesen vor, man achtete auch auf ihre Stimme im Rate der Männer. Denn verständiger Sinn zierte sie nicht minder wie züchtige Sitte. Ja, man schrieb ihnen sogar die Gabe der Weissagung zu, und einige von ihnen haben auf große Unternehmungen wichtigen Einfluß ausgeübt. Auch die Beschwerden und Gefahren des Kriegslebens teilten sie manchmal mit den Männern. Sie folgten ihnen in die Schlacht, um die Verwundeten zu pflegen, und durch ihren Zuruf den Mut der Kämpfenden anzufeuern. Manche Schlachtreihe, die schon zu weichen begann, hat so die Entschlossenheit der Frauen wieder zum Stehen und Kämpfen gebracht. 6. Bürgerliche Einrichtungen. Das große deutsche Volk bestand aus einer Menge kleiner Stämme. Diese lebten unabhängig voneinander, hatten aber gleiche Sitten und Einrichtungen. An ihrer Spitze standen Fürsten (die Vordersten, Ersten), die aus den angesehensten und erfahrensten Männern gewählt wurden. Bei einigen Stämmen gab es auch Könige. Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Malstatt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Alle kamen bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlage zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; denn sie waren die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die auf Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das Wort Buchstabe.
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