Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 150

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 150 — 2. Mißverständnisse Mischen Fürsten und Volk. Gegen eine solche Vertretung des deutschen Volkes richtete sich bald der allgemeine Unwille. Das Selbstgefühl des Volkes war in den Kriegen mächtig erwacht; die nie erloschene Sehnsucht nach der alten Macht und Herrlichkeit der Hohenstaufenzeit ward unbezwinglich stark. Ein neues Deutsches Reich, mit einem Kaiser an der Spitze, und unter ihm ein freies Volk — das waren die Wünsche der Besten. Diesen Einheitsbestrebungen aber trat der Bundestag entgegen. Als gar ein törichter Student, Namens Sand, den Dichter Kotzebue als „Tyrannenknecht" ermordet hatte, da ergriff die Fürsten und Regierungen eine beklagenswerte Furcht vor dem Freiheitsdrange des Volkes. Sie verhängten schwere Verfolgungen über alle, die ihre Unzufriedenheit äußerten. Wegen „demagogischer Umtriebe" wurde sogar ein Mann wie Ernst Moritz Arndt bestraft, der Dichter des Liedes: „Was ist des Deutschen Vaterlandder während der Befreiungskriege durch seine Schriften und sein Vorbild viel für Preußen und Deutschland getan hatte. Auch der Turnvater Jahn wurde verhaftet und mit Festungshaft bestraft. Man nannte diese zurückdrängende Tätigkeit der Obrigkeiten die „Reaktion"; an ihrer Spitze stand der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich. Eine eigne Untersuchungsbehörde wurde eingesetzt, um geheime Verbindungen auszuspüren und zu überwachen. Besonders verdächtig erschien die Bursch ensch aft, eine große Verbindung von Studenten, der auch jener unselige Mörder Sand angehört hatte. Viele der jungen Leute wurden verhaftet, angeklagt und „wegen Hochverrat" zur Todesstrafe verurteilt, die allerdings immer in lange Freiheitstrafe verwandelt wurde. Zu diesen Unglücklichen gehörte auch der junge Fritz Reuter, der spätere plattdeutsche Dichter. „Ick hadd up eine dütsche Uneversetät an den Hellen lichten Dag de dütschen Farwen dragen" — das schildert er selbst als sein ganzes Verbrechen. — Es war eine traurige Zeit des Mißverständnisses: die Fürsten, auch ganz wohlmeinende, sahen in ihrem im Grunde so treuen Volke eine Rotte von Verschwörern, und das Volk hielt die Fürsten für tyrannische Unterdrücker seiner Freiheit und seiner Rechte. 3. Versastungskanrpfe. Vor allem hielt man es im Volke für ein Unrecht, daß es von den Fürsten und ihren Beamten regiert werden sollte, ohne selbst an der Leitung seiner Geschicke teilnehmenzu dürfen. Man verlangte, daß gewählte Abgeordnete das Recht erhalten sollten, in regelmäßigen Versammlungen die Führung der Staats-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer