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1. Geschichtsbilder - S. 24

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 24 — nun in den Saal und bettelte bei den Freiern. Da ward er von manchem verhöhnt, und einer warf ihn sogar mit dem Fußschemel an die Schulter. Doch der Held ertrug es gelassen. Am andern Tage entdeckte er sich heimlich dem Sauhirten und einem Rinderhirten, der seinem alten Herrn treu anhing. Beide versprachen, ihm bei dem gefährlichen Kampfe gegen die Übermacht tapfer zur Seite zu stehen. In der Stille wurden nun Helm und Schild, Bogen und Lanze zurecht gelegt. 7. Die Bestrafung der Freier. — Des andern Tages trat Penelope in den Saal und sprach: „Hört, ihr Freier, oben in der Rüstkammer liegt der Lieblingsbogen meines Gemahls Odysseus. Ihm war es ein Leichtes, mit ihm einen Pfeil aus der Ferne durch die Öhre von zwölf hintereinander aufgerichteten Äxten zu schießen. Wer von euch dasselbe vermag, dem will ich als Gattin folgen in sein Haus, damit meinem Sohne Tele-mach nicht länger seine Habe verpraßt werde." Penelope entfernte sich wieder; der Bogen wurde herbeigeholt, und die Äxte wurden aufgestellt. Aber keiner der übermütigen Freier war imstande, den Vogen auch nur zu spannen. „Gebt mir doch auch einmal den Vogen," sagte da Odysseus auf der Thürschwelle. Die Freier hielten das für unverschämt; aber Telemach sprach: „Der Bogen ist mein; da nimm ihn, Alter!" Odysseus spannte den Bogen mit Leichtigkeit, und klirrend schoß der Pfeil durch die Löcher. Alle staunten. Nun gab Odysseus dem Sau- und Rinderhirten einen Wink mit den Augen und sprach dann: „Jetzt wähle ich mir ein Ziel, das noch kein Schütze getroffen hat." Und in demselben Augenblick flog sein Pfeil dem frechsten der Freier durch die Gurgel, daß er tot zusammenstürzte. Zugleich wirft Odysseus den Bettlerkittel ab, und in der Gestalt des herrlichen Helden ruft er mit furchtbarer Stimme: „Ha, ihr Hunde, ihr meintet, Odysseus kehre nimmer zurück; darum zehrtet ihr fein Gut auf und quältet fein braves Weib mit Heiratsanträgen, da er noch lebte. Jetzt steht er vor euch; ihr aber seid des Todes." Schon wieder hat der Schreckliche einen Pfeil aus dem Bogen, Telemach hat ihm und sich Schwert, Helm und Schild umgeworfen, und der Sauhirt und der Rinderhirt, die alle Hinterthüren verriegelt hatten, treten jetzt auch bewaffnet herein. Da wimmern die Elenden um Schonung; aber Odysseus streckt mit jeglichem Schusse einen Freier zu Boden, und als die Pfeile verschossen sind, tötet er die übrigen mit Lanzen. Auch Telemach und die beiden Hirten halten sich wacker. Endlich war von allen den übermütigen Frevlern keiner mehr am Leben. Da ließ Odyffeus die Leichen hinwegschaffen, und jetzt erst suchte er die liebe Gattin auf. Sie hatte in ihrem weit abgelegenen Gemache von dem grausigen Mordgetümmel nichts vernommen. Wie staunte sie, als sie nun alles vernahm! Sie ver-
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