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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 4

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
4 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. eines andern Germaneustammes, der berufen schien, Theoderichs und To-tilas Erbe anzutreten. Dreizehn Jahre schon nach dem Verlöschen des ostgotischen Namens stiegen die Langobarden von Nordosten her in das noch immer begehrenswerte Land herab und rissen nun im Lauf der Zeit von dem Exarchat ein Stück nach dem andern ab, während andrerseits zu Rom die Päpste kühn ihr Haupt erhoben und unter fränkischem Schutze eine neue Macht als eine doppelte Trutzwehr gegen Oströmer wie gegen Langobarden ausrichteten. So wie die Bischöfe von Rom sich völlig von Byzanz lossagten, so erkannten die Langobarden auch nicht — gleich Odowakar und Theoderich — irgend ein Hoheitsrecht des griechischen Kaisers an, sondern gründeten ihre Macht lediglich auf die Eroberung. Der letzte Schalten einer Oberhoheit Ostroms schwand.*) Jenes deutschen Volkes Geschichte, soweit sie sich zurückverfolgen läßt, ist es, die wir jetzt zu erzählen haben, und zwar thun wir dies, ohne das liebliche Rankenwerk der Sage, das sich um die Geschichte dieses Stammes geschlungen hat, gewaltsam abzustreifen, damit uns nicht ein reicher, kostbarer Schatz anmutigster Volksdichtung entgehe und unser Bericht des schönsten Schmuckes beraubt werde. Denn wenn auch bei jedem andern Volke die Geschichte mit der Sage beginnt, so steht doch unter allen deutschen Stämmen, die mit den Kulturvölkern des Mittelmeers und dem Christentum in Verbindung traten, der langobardische ganz einzig da in der Treue gegen seine einheimische volkstümliche Überlieferung. „Die Langoborden, ein kleiner in sich geschlossener Stamm, nicht wie die Goten in unzählige Teile getrennt, auch auf ihrem Zuge nach Süden beisammengehalten, nicht wie die Goten gleich der ausgebreitetsten Besitzungen mächtig, in Italien nicht nachgiebig gegen das Römische, wie die Ost- und Westgoten, wie selbst die Franken, die zum Teil ihre nationale Poesie nach ihrer Auswanderung verloren zu haben scheinen, sondern mit dem römischen Element in steter Feindschaft, nicht durch weitläufige Eroberungen zersplittert, sondern immer in sich zusammenhaltend, diese Langobarden hielten eine üppigere Sagengeschichte, historische Lieder voll der schönsten Züge fest." (Gervinus.) Und nicht nur der Anfang ihrer Geschichte ist vom Morgenrot der Sage verklärt; bis tief in die historischen Zeiten, ja bis zum Untergang seiner Selbständigkeit und darüber hinaus hat das poesievolle Volk mit nie rastender Phantasie seine eigne Geschichte durch den Glanz der Dichtung verherrlicht. *) Deshalb gab freilich Byzanz seine Ansprüche auf das Abendland noch nicht auf, wenn es auch zu schwach war sie durchzusetzen. Erst als die Kaiseridee durch Karl den Großen mit weit großartigerem Erfolg, als es durch Ostrom geschehen sonnte, verwirklicht wurde, mußte der griechische Kaiser wohl oder übel auf den Westen verzichten.
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