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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 9

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Herkunft der Langobarden. 9 Nach diesem Zeugnisse wohnten also die Langobarden am Ende des ersten Jahrhunderts noch im Bardengau an der Niederelbe. Die nächste Nachricht*) über sie scheint nun dafür zu sprechen, daß schon etwa fünfzig Jahre später, bei der großen Bewegung der ostgermanischen Völker in der Mitte des zweiten Jahrhunderts, als Goten, Wandalen und in ihrem Gefolge etliche kleinere Stämme die Wanderung nach dem Südosten antraten, auch die Langobarden ihr Land verlassen und füdostwärts, etwa nach Schlesien, gezogen seien. Es wird nämlich an jener Stelle berichtet, um das Jahr 165, in der ersten Zeit des großen Markomannenkrieges, habe eine Schar von 6000 germanischen Kriegern, unter denen sich auch zahlreiche Langobarden befunden hätten, einen Raubzug in die Donauprovinz Pannonien unternommen, hier aber eine solche Niederlage erlitten, daß die Besiegten schleunigst um Frieden gebeten und darauf ruhig den Rückzug angetreten hätten. Aber wenn es auch vielleicht wahrscheinlicher dünken mag, daß jene langobardischen Krieger von Schlesien aus als von der fernen Niederelbe nach der Donau gezogen seien, so werden doch gerade bei dieser Gelegenheit als Mitstreiter der Langobarden Angehörige eines Stammes genannt — die Obier oder Awionen — der damals nachweislich an der Westküste der kimbrischen Halbinsel (Jütland), also nach derselben Richtung hin wie jene, nur noch ein ziemliches Stück entfernter, wohnte. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach hier nur um einen kecken Zug beutedurstiger Abenteurer, und diese konnten ebenso gut vom Skoringalande als vom Riesengebirge her den Weg zum Donauufer finden. Auch wäre es höchst auffallend, daß, bei solcher Nähe des ganzen Volkes, dies nicht srüher als nach drei Jahrhunderten wieder in der Geschichte auftaucht. So wird die Beweiskraft jenes Zeugnisses hinfällig, und wir müssen zuge- stehen, daß wir über die Zeit, wo die Langobarden ihre niederelbischen Wohnsitze verlassen haben, nichts Bestimmtes wissen. Schwerlich aber haben sie dies vor dem Anfang des fünften oder dem Ende des vierten Jahrhunderts gethan; wie wäre es sonst möglich, daß sie noch 586 die Sachsen als ihre „alten Freunde" und Nachbarn gekannt und zur Mitwanderung nach Italien eingeladen hätten? Das Land, das sie ihr eigen nannten, war kein Paradies; wohl erstrecken sich jetzt längs des gelben Stromes üppige Fluren, aber es ist nicht wahrscheinlich, daß diese schon damals vorhanden waren; vor den Rodungen späterer Jahrhunderte mag sich dort nur sehr wenig Ackerboden, vielmehr Urwald und Sumpfland ausgebreitet haben. Und weiter land- einwärts kam sandiges Heidegebiet, jene weitgestreckte, von Sumpf- und Moorland durchzogene Ebene, die wir heute die Lüneburger Heide nennen. **) Sie stammt aus Cassius Dio (um 200 n. Chr.) und ist durch Petrus Patricius (um 560) erhalten.
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