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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 17

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Langobarden und Heruler. 17 die südlichen Nachbarn des Herulerreichs geworden. Anfangs hatte ein auf Verträge gegründetes, friedliches Verhältnis zwischen den beiden Völkern bestanden. Ohne Zweifel mußten die Langobarden von Rugiland nach „Feld" herulisches Gebiet durchschreiten und haben dies mit Bewilligung der Heruler gethan. Aber wenige Jahre nur bestand dieser Friedens- und Freundschaftsbund. Noch unter dem König Tato entbrannte ein furchtbarer Kampf zwischen den Nachbarvölkern, (wahrscheinlich um das Jahr 508), der die Macht der Heruler vernichtete und die Langobarden ihrer glänzendsten Zeit entgegenführte. Die Sage hat das wichtige Ereignis in folgender Weise ausgeschmückt.*) Der Bruder Rodulfs, des Herulerkönigs, war zu König Tato gekommen um friedlichen Vertrages willen. Und als er seine Botschaft ausgerichtet hatte und im Begriff war, die Heimreise anzutreten, geschah es, daß er vor dem Hause Rumetruds, der langobardischen Königstochter, mit seinem Gefolge vorbeiritt. Die Prinzessin trat in ein Fenster, und wie sie die Menge schön geschmückter Männer und Rosse erblickte, fragte sie neugierig, wer es denn sei, der mit so glänzendem Gefolge einherziehe. Man berichtete ihr, es sei König Rodulfs Bruder, der nach ausgerichteter Botschaft mit seinen Herulern heimreite. Alsbald sandte die Jungfrau eine Dienerin hinaus und ließ den Fürsten bitten, einen Becher Wein von ihr anzunehmen. Arglosen Sinnes folgte jener der Einladung. Als er nun vor die Königstochter trat, sah sie, daß er von kleiner, unansehnlicher Gestalt war. Da vergaß sie aller Zucht, brach in höhnisches Lachen aus und machte sich laut über ihn lustig. Der Geschmähte aber, zu heftigem Zorn gereizt und vor Scham errötend, vergalt ihr den Spott mit beißender Hohnrede. Rumetruds Herz brannte vor Durst, die Beleidigung zu rächen; aber heuchlerisch barg sie die Bosheit im Busen, zwang sich, gelassen zu er- scheinen, beschwichtigte mit schmeichelnder Miene und scherzhaften Worten den Gast und lud ihn ein, sich in ihrem Gemache niederzulassen. Versöhnt und heiler folgte er ihr, die ihn zu einem Sitze führte, hinter welchem sich das Fenster des Gemaches befand. Dieses Fenster befahl sie ihren Mägden, scheinbar um den Gast zu ehren, mit einem kostbaren Teppich zu verhängen. Heimlich aber gab sie einem Diener den gräßlichen Befehl, sich unbemerkt hinter den Vorhang zu schleichen und dem Heruler, sobald sie rufe: „Mische!" den Speer in den Rücken zu bohren. Und so geschah es. Kaum hatte er sich behaglich niedergelassen, da sprach die Entsetzliche zu dem Mundschenken: „Mische den Trank!" Und in demselben Augenblick stürzte jener zu Boden und hauchte seinen Geist aus. Der Speer des Mörders war ihm durch Rücken und Brust gedrungen. *) Wir geben den Bericht des Paulus Diakonus. Klee, Geschichtsbilder. Iii.
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