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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 18

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
18 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Entsetzt flohen des Ermordeten Begleiter von dannen und berichteten daheim dem König Rodulf die Blutthat. Der weinte laut und lange über das klägliche Ende seines Bruders. Dann entflammte ihn das Verlangen, den Mord zu rächen. Er erklärte das Bündnis, das er mit Tato geschlossen hatte, für gebrochen und kündigte den Langobarden den Krieg an. Auf einem weiten Blachfeld standen die beiden Völker zum Kampfe gerüstet. König Rodulf sandte die Seinen in den Kampf; er selbst aber war seines Sieges so gewiß, daß er, während das Heer ausrückte, ruhig in der Wagenburg blieb und sich am Brettspiel ergötzte. Denn damals waren in der That die Heruler außerordentlich tüchtig im Kriege und hatten sich durch viele Siege, die sie erfochten, einen großen Namen erworben?) Sie zogen noch nach altgermanischer Sitte nackt in die Schlacht; nur um die Hüften war ein Stück Zeug schurzartig geschlungen. So mochte der König nicht ohne Grund auf die erprobte Tapferkeit und Kraft der Seinen vertrauen und faß sorglos am Spiele, während draußen der mörderische Streit entbrannte. Einen seiner Leute hieß er auf einen nahen Baum steigen, damit er ihm den Sieg der Seinen desto schneller verkünden könne; doch fügte er die thörichte Drohung hinzu: „Meldest du mir von meiner Heruler Flucht, so lasse ich dir das Haupt abschlagen." Wie nun der Mann vom Wipfel des Baumes eine Weile nach dem Schlachtfeld hinüber geschaut hatte, sah er mit Schrecken, wie die Reihen der Heruler wankten und von den Langobarden hart bedrängt wurden. Aber vor Angst um sein Leben wagte er nicht, die Wahrheit zu melden, und jedesmal, wenn Rodulf ihn fragte, wie die Schlacht stehe, antwortete er: „Sie kämpfen wacker." Unterdes war der Streit entschieden; die Heruler wandten den Langobarden den Rücken und stürzten in wilder Flucht von dannen. Bei diesem Anblick übermannte jenen der Schmerz, und er rief aus: „Weh dir, du armes Herulervolk! Der Zorn des Himmels bricht über dich herein." Erschrocken über diese Worte fragte der König: „Wie? fliehen denn etwa meine Heruler?" Da erwiederte jener: „Nicht ich, sondern du selbst, o Herr, hast es gesagt!" Noch stand der Fürst starr vor Bestürzung da und wußte nicht, was er thun sollte, als schon die ersten der siegreichen Langobarden in die Wagenburg eindrangen und alle niederhieben, die sich zur Wehr fetzten. Da sank auch er, so mannhaft er sich hielt, unter den Streichen der Feinde hin. Es wird aber berichtet, der Zorn des Himmels habe die Heruler, als sie da und dort hin auseinander flohen, so schwer getroffen, daß sich *) Freilich wurde ihnen auch viel Unfreundliches nachgesagt; sie hatten, wenn sie auch rocht äußerlich zum Teil das (arianische) Christentum angenommen hatten, fast ganz ihre alte rohe Wildheit bewahrt, galten für arge Trunkenbolde und rauflustige Streithähne und wurden im ganzen mehr gefürchtet als geehrt.
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