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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 36

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
36 Die Langobarden bis zum Berlust ihrer Selbständigkeit. schwer sollte das Joch des Siegers auf ihnen lasten, wenn sie sich nicht fügten. So verkündete denn Alboin dem großen Thing seinen Entschluß, und sein Volk jauchzte ihm freudig zu. Es war am Tage nach dem heiligen Osterfest — d. i. am 2. April — des Jahres 568, als die Langobarden auszogen mit Weib und Kind, mit Hab und Gut, sehr unähnlich jenen bescheidenen Ansiedlern an der Unterelbe, welche sich freuten einen Acker zu finden, der sie und die Ihren ernährte. Nagende Not, der bittere Hunger hatte jene gezwungen, zu wandern; sie waren gewiß mit Weh im Herzen von der lieben Heimat geschieden; diesen dagegen war an Gold und Herrschaft, Kriegsruhm und kühnem Wagestück nicht weniger gelegen als an stetiger Ansiedlung. Ohne Heimweh verließen sie die Ebenen Pannoniens, deren sich nun von Osten her mit Einwilligung der Langobarden die Avaren als willkommene Beute bemächtigten. Doch stellte Alboin diesen die Bedingung, daß sie, wenn die Langobarden irgend einmal wiederzukehren genötigt würden, ihnen gutwillig ihr altes Besitztum einräumen sollten.*) Wie eine ungeheure Wetterwolke wälzte sich der lange Zug der Wanderer dem Lande ihrer Sehnsucht zu. Den Langobarden hatten sich auf Alboins Einladung zahlreiche Angehörige befreundeter Völkerschaften, insbesondere eine große Schar sächsischer Männer, angeschlossen; denn der König hielt es mit Recht, in Anbetracht der kleinen Volkszahl seiner Langobarden und der weiten Gaue Italiens, für ratsam, seine Scharen durch freiwilligen oder erzwungenen Zuzug möglichst zu verstärken. Die Sachsen übrigens waren die alten Nachbarn der Langobarden gewesen und von der Nieder-elbe her mit ihnen gut Freund; aber auch Bulgaren, Slaven und namentlich unterworfene Gepiden zogen mit. Ohne Zweifel ging der Zug — wie achtzig Jahre früher der der Ostgoten — auf dem bequemen Wege im Thale der Save aufwärts bis Emona (jetzt Laibach) und dann über die südlichen Teile der Julischen Alpen zum Jsonzo, der Grenze Italiens, hinab. Paulus Diakonus berichtet freilich etwas, das dem widerspricht. Als nämlich, so erzählt er dem Volksmunde folgend, der König mit allen seinen Kriegsmannen und der ganzen gewaltigen Volksmenge bis an die Mark Italiens kam, stieg er aus einen Berg, der sich hoch über die Gegend erhob, und schaute auf das gesegnete Land hinab, das in üppiger Frühlingspracht und unabsehbarer Ausdehnung vor ihm lag. Seit der Zeit wird dieser Berg nach ihm der Königsberg geheißen. — Indes der gemeinte Berg, italienisch Monte Del Re, jetzt gewöhnlich Monte Maggiore genannt, liegt *) Wir wissen, daß auswandernde Germanenvvlker ihr Anrecht auf ehemalige Wohnsitze sorgfältig festhielten und behaupteten. Vgl. 1. Bd., S. 59 ff.
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