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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 40

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
40 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. höchste gestiegen war, mußte sich Pavia auf Gnade oder Ungnade ergeben. Als nun der König in strahlendem Waffenschmuck, hoch zu Roß, von Osten her durch das St. Johannisthor in die Stadt einritt, da strauchelte gerade unter der Pforte sein Pferd hart auf die Knie und konnte weder durch die Sporen des Reiters noch durch die Lanzen des Gefolges dazu vermocht werden, sich wieder zu erheben. Da trat ein Langobarde vor den König und sprach: „Gedenke, o mein Gebieter, des Schwures, den du wider diese Stadt gethan hast. Nimm dein grausames Gelübde zurück, schone die Bürger, darum, weil sie Christen sind, und du wirst alsbald ungehindert deinen Einzug halten." Da that der Held nach dem frommen Rate, nahm seinen Schwur zurück und versprach den Bürgern Gnade. Und siehe, sogleich erhob sich sein Roß und trug ihn weiter. Und als er in die Stadt eingezogen war, hielt er treulich sein Versprechen und that niemand ein Leides. Da strömte bald alles Volk zu ihm in den Palast, den Theoderich erbaut hatte, zusammen und huldigte froh dem menschlichen Fürsten, nach so großem Elend neue Hoffnung für die Zukunft fassend. Mag jener Kniefall des Rosses geschichtliche Wahrheit oder nur sinnvolle Erdichtung sein, auf jeden Fall ehrt es den Helden nicht wenig, daß er achtungswerte Feinde mit Schonung und Achtung behandelte und sie dadurch zu dankbaren, treuergebenen Unterthanen machte. Viele Tausende hatte sein Königswort vor dem Tode bewahrt, er selbst aber stand am Ziele seiner Tage. Mitten aus der Siegeslaufbahn raffte ihn schändlicher Mord dahin. Hören wir, was Paulus Diakonus über sein Ende berichtet und was im großen und ganzen ohne Zweifel der historischen Wirklichkeit entspricht.*) Einst begab es sich, daß im Königspalast zu Verona ein glänzendes Gastmahl gefeiert wurde und der Herrscher in fröhlichem Mute länger bei dem Gelage saß, als gut gewesen wäre. Als nun der Wein ihm die Sinne zu berauschen begann, faßte er jene silberverzierte Schale, die er sich aus dem Schädel des Gepidenkönigs Kunimnnd hatte machen lassen, ließ sie von neuem mit Wein füllen und reichte sie seiner Gemahlin, der Königin Rosamunde, hin, indem er lachend rief: „Da trink einmal mit deinem Vater!"**) Wie Rosamunde solches hörte, da schwoll ihr Herz vor tiefem *) Auch die vorsichtigste Forschung der Neuzeit giebt, auf gleichzeitige Quellenangaben gestützt, als unverdächtig zu, daß Alboin seine Gemahlin Rosamunde zum Trinken aus der Hirnschale ihres Vaters zwang, daß Rosamunde deshalb auf Rache sann und den König durch den Waffenträger Helmichis und den Kämmerer Peredeo in wehrlosem Zustande ermorden lreß. Die Hauptzüge der überlieferten Sage, die oben mit ein paar notwendigen Änderungen erzählt ist, sind also vollkommen geschichtlich. Vgl. Schmidt a. a. O. S. 71 f. und Weise S. 20 ff. **) Treuherzig fügt Paulus hinzu: Möge dies niemand für unmöglich halten; ich rede die Wahrheit in Christo und habe selbst diesen Becher gesehn, wie ihn der
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