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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 86

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
86 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Volkes beschlossen worden waren. Andere königliche Erlasse erhielten keinen Eintritt in das allgemeine Gesetzbuch. Seit der Unterwerfung des Reiches unter die fränkische Herrschaft blieb das langobardische Recht noch in den unteritalischen Sitzen langobardischer Herzöge erhalten und entwickelte sich selbständig weiter. Namentlich in Benevent, der stärksten Langobardengemeine in Unteritalien, erhielt sich die langobardische Verfassung und Gesetzgebung fortwährend unvermifcht. Selbst als die Stadt Benevent 1053 unter die Herrschaft des Papstes kam, wurde das hergebrachte Recht nicht umgestoßen; und so überdauerte hier Recht und Verfassung der Langobarden alle langobardischen Staaten. Merkwürdig ist, daß der strenge und kluge Gesetzgeber der Langobarden in der Sage des Mittelalters als ein Mann von ganz andrer Sinnesart erscheint. Wir haben oben seiner Heirat mit Gundiperga gedacht. Mit dem Mann, der nicht zögerte seine erste Gemahlin zu verlassen, da das Wohl des Reiches und seine Ehre ihn auf den Thron rief, mit dem Mann, der mit starker Hand und verständigem Sinn das Reich nach außen zu vergrößern, im Innern zu festigen und zu ordnen verstand, vergleiche man das ritterlich romantische Bild, welches eine Spielmannsdichtung des zwölften Jahrhunderts von ihm entwirft. Darin heißt es,*) daß Rother (ober Ruther) König war zu Bari in Apulien, von wo aus man zur Zeit der Kreuzzüge häufig nach dem gelobten Lande fuhr. König Rother suchte sich eine Jungfrau, die ihm zum Weibe geziemen möchte, und da er in seinem Lande keine finden konnte, gab ihm Held Lupold, der ihm mit besonberer Treue ergeben war, den Rat, er solle nach Konstantinopel zum „König" Konstantin gehen und bessen wnnberschöne Tochter zur Ehe begehren. So schickt benn Rother seine Boten bahin; aber als Konstantin ihren Auftrag vernimmt, ist er sehr aufgebracht und läßt sie in den Kerker werfen. Rother harrt lange vergebens auf Antwort; enblich ahnt er das Unglück und fährt unter dem Namen eines Grafen Dietrich, den Rother vertrieben haben soll, selbst hinüber, um nachzuforschen. Unter seinen Begleitern ist auch der Riesenfürst Asprian mit feinen Gesellen, über die alle Leute in Konstantinopel in Schrecken geraten. Als sie zu Tische sitzen, will ein gezähmter Löwe, der am Hose frei umhergeht, bent Riesen Asprian fein Brot wegnehmen, ba faßt ihn Asprian und wirft ihn an die Wanb, daß er zerbricht. Dem König Rother aber, der sich Dietrich nennt, werden um feiner Milde (Freigebigkeit) willen alle freundlich gesinnt, und auch die Tochter des Königs Konstantin, die von ihm gehört hat, gewinnt ihn lieb und wünscht ihn zu sehen. Er schickt ihr Geschenke, *) Der folgende Auszug nach Klopp, Geschichten, charakteristische Züge und Sagen der deutschen Völkerstämme. 1. Bd. S. 369 f. Ausführliche Nacherzählung in meinen Heldensagen S. 95 ff.
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