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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 93

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Godepert, Perthari und Grimwald. 93 trinke mit Begierde. Und Grimwald sprach: „Er trinke nur, der Trunkenbold! Morgen wird er sein Blut mit dem Weine mischen." Kaum aber sah sich Perthari unbeobachtet, da ließ er sogleich seinen getreuen Hunulf kommen und entdeckte ihm Grimwalds Vorhaben. ^ Alsbald sandte Hunulf einen Knaben nach seinem Hause, der ihm Polster herbeibringen und ein Lager neben Pertharis Bette bereiten mußte. Unterdes gebot der König etlichen seiner Leute, Pertharis Wohnhaus zu umstellen und wohl acht zu geben, daß er nicht entrinne. Das Mahl war zu Ende, und alle hatten sich entfernt außer Perthari, Hunulf und einem Kämmerer, der seinem Herrn mit inniger Liebe anhing. Nun eröffnete Hunulf dem Kämmerer feinen Anschlag und beschwor ihn, daß er, während Perthari fliehe, die Rolle desselben übernehme und solange als möglich den Schein zu wahren suche, als ob er in seinem Schlafgemach ruhe. Der treue Mann versprach sogleich also zu thun. Da packte Hunulf feinem Herrn alle feine Bettdecken und Polster samt einem Bärenfell auf Rücken und Nacken, trieb ihn unter vielen Scheltworten wie einen gemeinen Sklaven zur Thür hinaus, schlug ihn dazu mit einem Stock und ließ nicht ab mit Stoßen und Schlagen, so daß Perthari mehrmals zu Boden stürzte. Als nun des Königs Wächter auf den Lärm herzukamen und fragten, was da los fei, sprach Hunulf: „Ei, dieser nichtsnutzige Sklav hat mir mein Bett in das Gemach Pertharis, des unsinnigen Trunkenbolds, gestellt, der sich mit Wein angefüllt hat, daß er wie tot daliegt. Ich habe ihm immer treu gedient, aber nun ists genug. Ich bin es endlich müde, diesem Thoren zu folgen. Will künftig fein ruhig zu Haufe bleiben. Es lebe der König!" Die Wächter glaubten, was sie hörten, lachten und freuten sich, daß Perthari wirklich in die Falle gegangen fei. Die beiden ließen sie unbehelligt fürder ziehen. Inzwischen verriegelte der treue Kämmerer sorgfältig die Thür des Hauses und blieb ganz allein darin zurück. Hunulf aber brachte seinen Herrn glücklich in einen entlegenen Teil der Stadt, führte ihm etliche Getreue zu und ließ ihn an einem Seil von der Stadtmauer herab, da wo der Fluß Ticino unten vorüber fließt. Es gelang den Flüchtlingen, einige Pferde von der Weide einzufangen und auf ihnen zu entweichen. Sie erreichten noch in der nämlichen Nacht die Stadt Asti, wo sich viele Anhänger Pertharis aufhielten. Von hier aus floh Perthari in größter Eile nach Turin und gelangte von da über die Grenze in das Reich der Franken. So rettete der barmherzige Gott den Unschuldigen vom Tode und bewahrte zugleich den irre geleiteten König vor schwerer Sünde. Längst war der Morgen angebrochen, und noch war alles still in Pertharis Haufe zu Pavia. Endlich dauerte es den Wächtern draußen doch zu lange, und da Leute vom König kamen, um Perthari nach dem Palaste
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