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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 164

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
164 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Geiseln in Empfang zu nehmen. Als dieser Gesandte in die Nähe der Stadt kam, beschloß der Herzog, ihn mit wunderbarer Pracht zu empfangen. Auf der Treppe seines Palastes stellte Arichis zwei Reihen Knaben auf, welche Sperber und ähnliche Vögel auf den Händen trugen, darauf folgten blühende Jünglinge mit Habichten auf der Hand; etliche aber saßen am Bretspiel. Nach diesen stellte er Männer in mittleren Jahren auf, und zuletzt kamen Greise, die im Kreise herumstanden und deren jeder einen Stab in der Hand hielt. In ihrer Mitte saß der Herzog selbst auf einem goldenen Throne. Eine prachtvoll ausgeschmückte Schar edler Langobarden ritt dem Gesandten entgegen. Da glaubten die Franken, der Fürst selber befinde sich unter ihnen, und befragten einander, wie er denn aussehe; denn sie wollten ihn ehrfurchtsvoll begrüßen. Als sie hörten, er sei nicht darunter, so zogen sie zusammen weiter. Sie ritten in die Stadt ein, kamen an die Treppe des Palastes und trafen zuerst jene Knaben. Bei diesem Anblick blieben sie stehen; denn sie erwarteten, daß der Fürst aus diesem seinem Gefolge hervortreten werde. Aber sie wurden beschieden, weiter zu gehen. Staunend schritten sie nun durch die Reihen der Jünglinge und der Männer, indem sie stets glaubten, Arichis müsse unter ihnen sein. Endlich, halb geblendet von der unerhörten Pracht, erreichten sie den Saal, in dem der Fürst war, und erblickten die edlen Gestalten der Greise, in deren Mitte Arichis auf goldnem Sessel thronte. Sogleich sprang der Herzog auf und begrüßte den Gesandten huldvoll. Dieser aber verneigte sich ehrerbietig, und als dem Herzog das Scepter, das er trug, zu Boden siel, hob er es ihm sogleich auf und überreichte es ihm demütig. Und Arichis wies dem Gesandten mit seinem Gefolge eine herrliche Wohnung bei Hofe an und sandte ihnen die ausgesuchtesten Speisen und Getränke. Am andern Morgen stattete der Fürst selber dem Gesandten einen Besuch ab und erkundigte sich nach seinem Befinden. „Niemals," antwortete der Franke, „erinnere ich mich, besser aufgehoben gewesen zu sein, als jetzt." Nach einer langen Unterredung führte ihn der Herzog durch seinen Palast und zeigte ihm alles. Als nun der Gesandte die hohe Weisheit des Arichis erkannte, den Palast betrachtete, den er sich erbaut hatte, die Verse an den Wänden las, die Paulus Diakonus versaßt hatte, und die Speisen der Tafel, all die Pracht der Gewänder und den ganzen glänzenden Hofhält sah, da brach er bewundernd in die Worte aus: „Herr, es ist wahr, was ich bei mir zu Lande von deiner Weisheit und Herrlichkeit erzählen hörte; ich wollte es indes nicht glauben, bis ick nun alles mit eigenen Augen geschaut und erkannt habe, daß mir nicht die Hälfte von alledem kund gethan worden ist." Nachdem nun die Friedensurkunde feierlich bestätigt war, sandte Arichis dem Könige reiche Geschenke und dazu als Geisel seinen Sohn Grimwald und etliche andere. Da nahmen die Franken
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