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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 192

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
192 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Das Geschlecht der Merowinge hatte einst in dem heidnischen Mythus von seinem göttlichen Ursprung eine religiöse Stütze seines Herrschergeschlechts besessen. Eine solche verschaffte sich auch Pippin, indem er zu seinem Staatsstreiche die Zustimmung des römischen Bischofs einholte. Kirchliche Weihe und Salbung sollten den Mangel der Rechtmäßigkeit ersetzen. Das neue Herrscherhaus und das Papsttum traten sofort in engste Beziehung. Pippin zog auf Bitten des Papstes nach Italien gegen den Langobardenkönig Ahistuls, der Rom bedrohte, entriß ihm die Eroberungen, die er in den vom Papste beanspruchten, dem Namen nach noch zum oströmischen Reiche gehörigen Teilen Italiens gemacht hatte, und überwies sie dem Gemeinwesen des heiligen Petrus. Auf den Höhepunkt seiner Macht erhob sich das fränkische Reich unter Karl dem Großen (768 — 814). Als die Langobarden unter König Desiderius die Feindseligkeiten gegen das päpstliche Gebiet erneuerten, unterwarf er sie und machte sich selbst zum König des Langobardeureichs. Seit dem 5. Juni 774 urkundet er als rex Francorum et Langobar-dorum, ein Titel, der die Sonderstellung des Langobardenreichs zum Ausdruck brachte, welches der fränkischen Monarchie zunächst nicht so eng wie die übrigen Provinzen angegliedert wurde. In dreißigjährigem Kampfe zwang er die Sachsen unter die Herrschaft der Franken und des Christentums, der nun auch die Ostfriesen unterworfen wurden. Die Unbotmäßigkeit des Baiernherzogs Thassilos des Dritten bot den Anlaß, das letzte der in mero-wingischer Zeit selbständig gewordenen Herzogtümer zu beseitigen und $ eitern dem Reiche wieder völlig einzuverleiben. In glücklichen Kriegen gegen Avaren und Araber gelang es, die Reichsgrenzen im Osten und gegen Südwesten vorzuschieben. Die Weltstellung, die Karl hierdurch errungen hatte, die Schutzherrschaft, die er in Sachen der römischen Kirche ausübte, fanden ihren zeitgemäßen Ausdruck in der Erneuerung des abendländischen Kaisertums. Zu Weihnachten 800 wurde Karl in Rom unter den Beifallsrufen des römischen Volkes von Papst Leo dem Dritten zum Kaiser gekrönt. Die Idee des neuen Kaisertums wurzelte in der Erinnerung an das römische Weltreich, das ja in die Ansänge aller germanischen Staatsbildungen hineinragte, hatte aber außerdem einen wesentlich kirchlichen Zusatz, indem der Kaiser als Beschützer der katholischen Christenheit die kirchliche Einheit des Abendlandes zur staatsrechtlichen Verkörperung bringen sollte, auf daß der Universalkirche die Universalmonarchie entspreche. Diesen Bestrebungen zum Trotz wurde die Kaiseridee der Todeskeim des fränkischen Reiches. Der Gedanke der Universalmonarchie setzte die Unteilbarkeit der Reichsgewalt voraus. Allein ihr widersprach die herkömmliche Thronsolgeordnung, nach der die Reichsverwaltung unter
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