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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 195

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Anfänge der fränkischen Geschichte. 195 furchtbare Mann war eben kein Mann nach dem Herzen der nichtfränkischen Germanen; und sein eigenes Volk sang zwar von seinen Thaten Lieder, die seine Gestalt zu riesiger Größe erhöhten, aber doch immer nur sagenhafte Ausschmückung einzelner historischer Ereignisse enthalten zu haben scheinen, soweit wir aus den Berichten Gregors von Tours, der sie unzweifelhaft kannte, schließen können. Spuren einer freigestaltenden, innerlich zusammenhängenden epischen Dichtung mit großer einheitlicher Handlung, deren Mittelpunkt Chlodowech gewesen wäre, finden wir nirgends. Dazu lagen in der ersten Zeit die Ereignisse selber noch zu nahe, und die späteren Zeiten der Merowinger waren zu greulich und traurig, als daß die Freude am Heldensang hätte gedeihen können. Erst Karls des Großen fast übermenschlich erhabenes Bild bewegte die Einbildungskraft und die Herzen seiner Völker, der germanischen wie der romanischen, so mächtig, daß eine neue, christliche Heldensage um dieses Bild ihre Kreise zog. Die Franken, die sich in der Vorrede zu ihrem alten Gesetzbuch stolz als das „vortrefflichste Volk" rühmen, „das Gott selbst zum Urheber habe, das tapfer in den Waffen, fest in Friedensbündnissen, von tiefer Weisheit im Rate, am Leibe edel, von unverletzter Schönheit und herrlichem Wuchs, kühn, rasch und streng sei," galten ihren Zeitgenossen keineswegs für so rühmenswert; diese behaupteten vielmehr, man könne ihnen nicht trauen, weil sie mit lachendem Munde Eid und Treue zu brechen pflegten, und sie seien die gefährlichsten und unzuverlässigsten Nachbarn, die es gebe. Die fränkischen Geschichten, die wir nun zu berichten haben, sind nicht geeignet, solche Vorwürfe zu entkräften, und unsre Leser müssen sich daraus gefaßt machen, von manchem Greuel und mancher wilden That zu vernehmen; aber wenn auch den Franken die milde Hoheit der Goten und der ritterliche Geist der Langobarden fehlte, so waren sie doch von Hans ans ein tüchtiges und kerngesundes Volk, das man nicht für die Wildheit der ganzen Zeit und für die ungeheure Verdorbenheit der gallisch-römischen Welt, in die es hineingeriet, verantwortlich machen darf. Es war zur Zeit des Kaisers Gordian (238—244), als die Römer zum erstenmal mit den Franken, deren Name bei dieser Gelegenheit zuerst genannt wird, feindlich zusammenstießen. Ein Schwarm Franken war über den Rhein gegangen und hatte in Gallien lange geplündert. Als die verwegenen Räuber heimkehren wollten, trat ihnen in der Nähe von Mainz der Feldher Aurelian, der nachmalige Kaiser, entgegen und schlug sie auss Haupt. Siebenhundert wurden getötet, Dreihundert in die Sklaverei verkauft. Etwa zwanzig Jahre später behauptete sich in Gallien der Statthalter Postumus eine Zeitlang als Kaiser; fränkische und alamannifche Söldner waren es, aus die er feine Macht stützte. Als er diese Söldner entließ, kehrten sie in ihre überrheinische Heimat zurück, aber nur, um bald 13*
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