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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 211

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Anfänge der fränkischen Geschichte. 211 dem Könige Bisin und seiner Gemahlin Basina verborgen. Die Franken aber wählten an seiner Statt zu ihrem Könige den Ägidius, der von den Römern zum Oberbefehlshaber der Truppen in Gallien eingesetzt war. Und als er das achte Jahr über sie herrschte, da hatte jener vertraute Dienstmann die Franken heimlich wieder für Childerich gewonnen; darum sandte er Boten an ihn und schickte ihm das halbe Goldstück, das er behalten hatte. Childerich erkannte daraus klar, daß die Franken wieder nach ihm verlangten und ihn selbst zur Rückkehr aufforderten; alsbald kehrte er aus Thüringen heim und wurde wieder in sein Königreich eingesetzt. Als dies geschehen war und Childerich mit Ägidius gemeinsam regierte, verließ Basina ihren Gemahl und kam zu Childerich. Bekümmert fragte er sie, warum sie aus so weiter Ferne zu ihm komme. Da soll sie zur Antwort gegeben haben: „Ich habe deine Tüchtigkeit erkannt und weiß, daß du ein Held bist; deshalb bin ich hergekommen, um bei dir zu bleiben. Denn wisse, wäre mir ein Mann bekannt, der wackerer wäre als du, so hätte ich sicherlich danach getrachtet, sein Weib zu werden, selbst wenn er jenseits des Meeres wohnte." Da freute er sich über solche Rede der Frau und nahm sie zur Ehe; und sie gebar ihm einen Sohn, den sie Chlodowech nannten. Der ward ein gewaltiger Held." So erzählt Gregor, der hier sicherlich alten Liedern folgt. Aber weder die Vertreibung und Rückkehr Childerichs, noch das Königtum des weströmischen Kriegsmeisters Ägidius, des tapferen Nachfolgers des Aetius, gehören der beglaubigten Geschichte an. Ein Thüringerkönig Bisin hat zwar zu jener Zeit gelebt, er war der Vater Hermansrieds und Berthars; auch hieß Chlodowechs Mutter Basina; aber sie war niemals Bisins Gattin gewesen. Daß die Sage vielleicht dennoch einen geschichtlichen Kern in sich birgt, läßt sich immerhin nicht abstreiten.^) Sicher ist, worauf die „gemeinsame" Herrschaft Childerichs und des Ägidius vielleicht hinweist, daß der fränkische König mit dem römischen Statthalter des nördlichen Galliens in enger Verbindung stand, daß er nicht bloß gegen die katholische Kirche eine freundliche Haltung beobachtete, sondern auch dem Statthalter als dessen Bundesgenosse in der Schlacht bei Orleans 463 gegen die Westgoten"*) Hilfe leistete und nach dem jähen Tode des Ägidius für den Sohn und Nachfolger desselben, Syagrius, einen gefährlichen Einfall sächsischer Seeräuber zurückschlug. Es waren nämlich damals, nicht um zu plündern, sondern um Wohnland zu suchen, zur See starke Scharen von Sachsen in die Mündung der Loire eingefahren und hatten die waldigen Flußinseln zwischen Saumur und Angers besetzt. Ihr *) Einen solchen nimmt F. Dahn an; s. dessen Deutsche Geschichte I, 2, S. 46 f. **) Lgl. Band 2, S. 144. 14*
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