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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 212

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
•212 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Anführer hieß Adowaker. Nach dem Tode des bewährten Helden Ägidius bedrohten diese Sachsen die Stadt Angers. Aber Childerich blieb seinem Bündnisse mit den Römern getreu, mit Heeresmacht zog er nach der gefährdeten Stadt und gelangte vor ihre Mauern an demselben Tage wie Adowaker. Er gewann Angers und schlug dann vereinigt mit den Römern die Sachsen aufs Haupt. Nach schweren Verlusten zogen sich diese auf ihre Flußinseln zurück; die Franken verfolgten sie aber auch hierhin, bis Adowaker sich dazu verstand, selbst ein Föderale Roms zu werden. So zeigte sich Childerich stets als zuverlässiger Freund und Verbündeter der Römer und wurde ohne Zweifel für seine treuen Dienste nicht nur mit Sold und Beuteanteil, sondern auch mit Land belohnt. Einen Beweis für seine wohlwollende Gesinnung gegen die katholischen Christen erzählt die Legende von der heiligen Genoveva, der Schntzheiligen von Paris.*) Auf einem seiner Züge soll er durch den Wohnort der von ihm angeblich hochverehrten Jungfrau, durch Paris, gekommen sein, „und da er die Gewalt ihrer frommen Fürbitte über seine Seele kannte und vermeiden wollte, so befahl er, nach seinem Abzug die Thore verschlossen zu halten, auf daß nicht die gottgeweihte Jungfrau ihn erreichen und die Gefangenen losbitten könne, welche er zur Enthauptung bestimmt hatte. Jedoch die Heilige erfuhr alles; mit Staunen sah das Volk, wie sich das verschlossene Thor unter ihren Händen ohne Schlüssel öffnete. Sie holte den König ein, und ihre Fürbitte rettete wirklich den Gefangenen das Leben."**) Diese Erzählung, legendenhaft ausgeschmückt, hat natürlich keinen Anspruch, für beglaubigte Geschichte zu gelten, schon deshalb nicht, weil kaum einzusehen wäre, wie der Römerfreund Childerich in die damals noch römische Stadt käme; aber sie liefert einen bedeutsamen Beweis dafür, wie fest die Katholiken von Childerichs Wohlwollen gegen sie überzeugt waren. Schon damals begannen erklärlicherweise die katholischen Provinzialen, die unter den manischen Westgoten und Burgunder: vielfach bedrückt wurden, sich nach der Herrschaft der Franken zu sehnen, die sich sowohl der römischen Nation als der römischen Kirche freundlich erwiesen. Childerich ebnete dadurch seinem Sohn Chlodowech die Wege zur Eroberung Galliens, die schwerlich gelungen sein würde, wenn nicht die katholisch-römische Bevölkerung dem Eroberer überall freudig entgegengekommen wäre. Das gute Einvernehmen zwischen den Franken und den Provinzialen scheint bis zum Tode Childerichs ungetrübt geblieben zu sein; sogar nachdem Odowakar das weströmische Kaiserreich 476 gestürzt hatte, *) Nicht mit der berühmten Genoveva von Brabant, der Heldin des allbekannten deutschen Volksbuches, zu verwechseln, die erst im achten Jahrhundert gelebt haben soll. **) Siehe Dahn, Deutsche Geschichte Ii, 2, S. 51.
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