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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 233

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowech bis zu seinem Übertritt zum katholischen Christentum. königs Eurich abgewartet; denn der Angriff auf Syagrins konnte leicht zu unfreundlichen Berührungen mit den Westgoten führen, und den Kampf mit dem kriegserfahrenen, siegreichen Eurich herauszufordern, scheute sich der Knabe gewiß mit Recht. Ein Bündnis, das er auch mit Chararick, einem andern Gaukönig, schloß, brachte ihm freilich keinen Vorteil, da dieser es vorzog, erst den Ausgang des Kampfes abzuwarten. Daß der „wildstürmende", beutegierige Chlodowech überhaupt Waffenhilfe bei seinen Vettern suchte, beweist unzweifelhaft noch Mißtrauen in seine eigene unerprobte Streitkraft. Aber gleich der erste Erfolg des jungen Eroberers war ein glänzender. Nach alter Sitte forderte er den römischen „König" auf, Ort und Tag der Schlacht zu bestimmen, und dieser zögerte nicht und stellte sich ungescheut zum Kampfe. Aber als es — ohne Zweifel nicht weit von Soissons — zur Schlacht kam, und er sein Heer in harte Bedrängnis kommen sah, da gab er kleinmütig feine Sache auf, wandte den Rücken und flüchtete sich geradeswegs nach Tolofa (Toulouse) zum Westgotenkönig Alarich dem Zweiten, der ihn in seinen Schutz nahm. Allein Chlodowech ging in Vernichtung seiner Gegner gern gründlich zu Werke, er sandte Boten an Alarich, die die Auslieferung des Syagrins verlangten, und fügte, wie wenigstens Gregor von Tours erzählt, die Drohung hinzu, er werde die Westgoten angreifen, wenn sie seinen Feind länger beschützten. Und wirklich war die Überlegenheit der Franken so stark und die Achtung vor ihrer Kriegstüchtigkeit und Kampfbereitschaft so begründet, daß der Gotenkönig Bedenken trug, mit ihnen ohne Not zu brechen und den Flüchtling und Gast preisgab. Der Unglückliche wurde ausgeliefert. Chlodowech ließ ihn in den Kerker werfen und dann heimlich mit dem Schwerte umbringen. Das Reich des Syagrins nahm er zunächst bis zur Seine in Besitz; die südwestlichen Teile bis zur Loire brachte er erst in den nächsten Jahren, und zwar meist durch Vertrag in Besitz. Die Provinzialen unterwarfen sich gern; denn sie konnten es auf äußerst milde Bedingungen hin. Die Masse des salischen Volkes wanderte nicht in die neu erworbenen Länder, sondern blieb im großen und ganzen in den alten Wohnsitzen östlich der Somme; die Frauken nahmen keine Landteilung vor; der christliche Glaube, die persönliche Freiheit und der Privatbesitz blieb den Römern unangetastet ; nur die öffentlichen Ländereien, das alte römische Staatsgut und alles herrenlose Land nahm der König in Anspruch und vergab es dann teils zu freiem Eigentum teils als Amtsgut zur Benutzung auf Zeit.*) Seinen Herrschersitz verlegte er nun von Tournai nach Soissons. So lag nun der Schwerpunkt feines Reiches nicht mehr in den altsalischen, sondern in den neuerworbenen gallisch römischen Gebieten. Die Provinzialen er- *) Vgl. oben S. 220.
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