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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 237

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowech bis zu seinem Übertritt zum katholischen Christentum. 237 mit dir zu reden." Sie gewährte ihm seine Bitte und sagte dann zu ihm: „Nun rede." Da sprach Aurelianus: „Der Frankenkönig Chlodowech sendet mich zu dir. Wenn es Gott gefällt, will er dich zu seiner Gemahlin erhöhen; und damit du meinen Worten trauest, sendet er dir diesen Ring." Sie nahm das Kleinod, freute sich von Herzen und sprach: „Hier, nimm hundert Goldschillinge zum Lohn für deine Mühe und dazu diesen meinen Ring. Jetzt aber kehre schnell zu deinem Herrn zurück und sage ihm: wenn er mich zum Weibe nehmen will, so muß er unverweilt bei meinem Oheim Gundobad um mich freien, und die Gesandten, die er schickt, müssen alles sofort vertragsmäßig abschließen und eine Zusammenkunft so schnell als möglich anberaumen taffen. Denn wenn man nicht eilt, dies ins Werk zu richten, so fürchte ich, wird der weise Aridius, Gundobads Ratgeber, aus Konstantinopel zurückkehren, und dann möchte auf feinen Rat, wenn er früher ankäme, alles wieder rückgängig gemacht werden." Aurelianus machte sich in demselben Aufzug, in dem er gekommen war, auf die Heimreise, Und als er schon nahe am Gebiet von Orleans und nicht mehr weit von seinem Wohnorte war. gesellte sich zu ihm auf dem Wege ein armer Bettler als Fahrtgenosfe; der stahl ihm, als er sich sorglos zum Schlummer niedergelegt hatte, den Sack mit den Goldstücken. Als er nun vom Schlafe erwachte, sah er es tiefbekümmert und ging eilends nach seinem Hause. Von hier sandte er sogleich alle seine Knechte aus, den Bettler zu suchen, der ihm seinen Sack gestohlen hatte. Sie erwischten ihn auch und brachten ihn zu Aurelianus; der ließ ihn dreimal tüchtig mit Ruten streichen und hieß ihn dann sich seines Weges scheren. Dann begab sich Aurelianus schleunigst zu König Chlodowech, erzählte ihm alles der Ordnung nach und meldete, was ihm aufgetragen war. Da nun Chlodowech Chlothildens Rat billigte, schickte er Gesandte an Gundobad und bat ihn um die Hand seiner Nichte Chlothilde. Gundobad scheute sich, Chlodowechs Werbung abzuweisen, und hoffte durch diese Ehe ihn zum Freunde zu gewinnen. Deshalb versprach er sie ihm zu geben. Da boten die Gesandten nach fränkischer Sitte Goldschilling und Silberpfennig,*) feierten im Namen ihres Königs die Verlobung und verlangten, daß sofort eine Zusammenkunft anberaumt würde, um dem König die Braut zu übergeben. Unverzüglich wurde die Zusammenkunft zu Chllons an der Saone anberaumt und alles zur Hochzeit gerüstet. Die vornehmen Franken eilten dorthin, nahmen Chlothilde von Gundobad in Empfang, hoben sie in eine Sänfte und führten sie samt vielen Schätzen Chlodowech zu. Chlothilde hatte aber vernommen, daß Aridius bereits vom Kaiser aus Byzanz zurück- *) Das war ein Symbol, wodurch die Verlöbnis (der Brautkauf) rechtsgültig gemacht wurde, das Zeichen, daß der Bräutigam die Kaufsumme (den Malschatz oder die Brautmiete) zahlte und der Mundwalt des Mädchens sie annahm.
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