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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 242

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
242 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Macht hat, es zu erfüllen. Als nun der Kampf in der Alamannenschlacht lange fürchterlich tobte und, nach blutigem Ringen und schrecklichen Verlusten auf beiden Seiten, die Franken ermattet innehielten, als ihrem Heere völlige Vernichtung drohte, als die alten Schlachtengötter allem Flehen taub blieben, da in der höchsten Not brach des leidenschaftlichen Mannes starrer Mut, und er gedachte der Worte seines Weibes. Er erhob, so erzählt Gregor, seine Augen zum Himmel, sein Herz wurde gerührt, seine Augen füllten sich mit Thränen, und er sprach: „Jesu Christe, Chlothilde sagt, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Bedrängten bringen und Sieg denen, die auf dich hoffen. Ich flehe dich demütig an um deinen mächtigen Beistand. Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine Feinde und erfahre ich so deine Macht, die das Christenvolk von dir rühmt, so will ich an dich glauben und mich taufen lassen auf deinen Namen. Denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mich nicht erhört. Ich meine daher, ohnmächtig sind sie, da sie denen nicht helfen, die ihnen dienen. Dich rufe ich nun an, und mich verlangt an dich zu glauben; nur entreiße mich erst den Händen meiner Feinde!" Und da er solches sprach — erzählt der alte Bericht weiter —, da begannen die Alamannen zu wanken und wandten sich zur Flucht; ihr König fiel, und als sie dies sahen, boten sie Unterwerfung ein*) und riefen: „Laß, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volkes umkommen! Wir sind ja dein." Da that er dem Kampfe Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in Frieden heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angerufen und so den Sieg gewonnen habe. — So lautet die Erzählung des würdigen Bischofs von Tours, der offenbar selbst nicht den geringsten Anstoß an der naiven, uns verletzenden, im Grunde aber echt menschlichen Selbstsucht Chlodowechs nimmt, welcher dem großen Christengott einen Handel mit Leistung und Gegenleistung anzubieten wagt. Not lehrt beten! Auch der Gottheit gegenüber bleibt der Mensch seiner Natur getreu. Wer möchte entscheiden, wieviele von den Millionen und aber Millionen, die sich im Laus der Jahrhunderte dem Christenglauben zuwenden, dies thaten aus innerlichster Ergriffenheit über die Heilslehren des Evangeliums, und wieviele aus der selbstsüchtigen und doch treuherzigen Erwägung: Im Schutze des Mächtigeren ist besser sein! So schwankte Chlodowechs Herz lange zwischen Wotan und Christus; da kommt entsetzliche, fast unentrinnbare Gefahr Über ihn. Nun muß es sich zeigen, wer der Mächtigere ist, und er wagt es, gleichsam von der Gottheit den greifbaren Beweis zu fordern als die Bedingung, unter der er ihr dienen will. *) Das Zeichen derselben war das Niederwerfen der Schilde. Vgl. Band 1, S. 41.
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