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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 258

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
258 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Herrschaft über die verschiedenen fränkischen Stämme, auch über die, welche noch unter eigenen Königen standen, errang. Durch diese Thaten, die übrigens keineswegs alle in die letzte Zeit seines Lebens zu setzen sind, von denen vermutlich einige schon vor dem Westgotenkriege geschahen, die wir aber, dem Beispiel Gregors von Tours folgend, weil sie innerlich zusammengehören, hier am Ende von Chlodowechs Geschichte zusammenstellen, durch diese Thaten hat der große Eroberer sein Bild für alle Zeiten in grauenhafter Weise selbst entstellt; denn sie zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, daß in des Mannes Herz, der für das Christentum unstreitig Großes gethan hat, kein Strahl des reinigenden, wärmenden Lichtes der christlichen Religion gefallen war. „Seine Hand war blutig und sein Herz voll Sünde;" aber dennoch durfte Gregor, der fromme Mann, nach der Erzählung aller Greuelthaten, durch die Chlodowech die ihm verwandten Gaukönige der Franken ausrottete, ruhig sagen: „So warf Gott alle feine Feinde vor ihm nieder!" Denn „die Menschen sündigen viel, aber der Herr thut, was ihm wohlgefällig." Gregor erkannte in ihm das Werkzeug in der Hand des Allmächtigen, er sah in Chlodowechs Bekehrung und in feiner ganzen Thätigkeit für die katholische Kirche „den Samen des Himmels für unzählige lebende und kommende Geschlechter," und gegen ein solches Verdienst schien ihm alles Böse und Abscheuliche in feinen Thaten in den Hintergrund zu treten. Nach diesen Bemerkungen dürfen wir dem biedern Bischof von Tours das Wort lassen. Als Chlodowech, so erzählt Gregor,*) seinen Sitz in Paris hatte, schickte er heimlich zu Chlo derich, dem Sohne des ripuarischen Königs Sigibert, der zu Köln saß, und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuße und hinkt. Stürbe er, so würde dir fein Reich und unsre Freundschaft nach dem Recht zu teil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er feinen Vater tötete. Und als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchonifchen Walde (vielleicht bei Fulda) umherzuschweifen, und dort um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn; so ließ der eigene Sohn ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodowech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden mit diesen Worten: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und sein Hort sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, so will ich dir gern schicken, was dir von meines Vaters Schätzen gefällt." Chlodowech aber antwortete: „Ich danke dir für deinen guten Willen. Wenn unsre Leute zu dir kommen, so zeige ihnen nur alles; du magst es dann selbst behalten." Und als des Königs *) Buch 2, Kap. 40 ff. Giesebrecht 1, S. 103 ff.
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