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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 259

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowech von seiner Bekehrung bis zu seinem Tode. 259 Boten zu Chloderich kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Sie nahmen dies und jenes in Augenschein. Und da er sie an eine große Truhe führte, sprach er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." Bei diesen Worten bückte er sich, um ihnen zu zeigen, wie tief die Truhe sei. Aber in demselben Augenblick zerschmetterte ihm einer der Königsboten mit der Streitaxt den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Wie nun Chlodowech hörte, daß auch Chloderich tot sei, kam er nach Köln geritten und berief alles Volk zu einer Versammlung. Darauf sprach er: „Hört, was sich zugetragen hat. Chloderich, der Sohn meines Blutsvetters Sigibert, trachtete nach seines Vaters Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Als Sigibert deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Meuchelmörder nach und ließ ihn erschlagen. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze musterte, von irgend einem mir unbekannten Manne gleichfalls getötet. An alldem bin ich durchaus schuldlos; denn es wäre ja schändlich, wenn ich das Blut meiner Vettern vergösse. Da es nun aber einmal so gekommen ist, so rate ich euch also: wenn es euch genehm ist, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Als die Versammelten dies hörten, erhoben sie ein Freudengeschrei, schlugen mit den Speeren an ihre Schilde, hoben Chlodowech auf den Schild*) und machten ihn zu ihrem Könige. So erhielt er Sigiberts Reich und Hort, und das Volk desselben kam unter seine Herrschaft. Darauf wandte sich Chlodowech gegen Chararich, der einen Stamm der salischen Franken — vermutlich in der Gegend von Calais — beherrschte und gegen den Chlodowech noch von alter Zeit her einen Groll hegte. Denn als er zum Kampfe mit Syagrius gezogen war und den Chararich zu Hülfe gerufen hatte, war dieser zwar mit einem Heere ausgerückt, hatte ihm aber keinen Beistand geleistet, sondern war während der Schlacht abseits stehen geblieben, den Ausgang des Kampfes abwartend, um sich dem Sieger anzuschließen. Deshalb suchte Chlodowech jetzt ihn zu verderben. Er nahm ihn und seinen Sohn mit List gefangen und ließ beide fesseln und ihnen die königlichen Locken abscheren; Chararich wurde zum Priester, sein Sohn zum Diakon geweiht. Als nun Chararich überfeine Erniedrigung weinte und klagte, da tröstete ihn sein Sohn, indem er sprach: „Am grünen Holz sind diese Zweige verschnitten, bald werden sie wieder ausschlagen und wachsen, denn der Stamm ist nicht verdorrt; und *) Die merowingischen Könige sahen ihre Herrschaft als eine erbliche an; deshalb hören wir nichts von einer Schilderhebung, wie sie bei Wahlkönigen stattfand. Hier aber genügte die Berufung auf das Erbrecht nicht, weil dies in einem solchen Falle nicht unbestritten war, und weil Chlodowech deshalb die Stimme des Volkes für sich haben mußte. Siehe Giefebrecht 1, S. 105. 17*
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