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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 264

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
264 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. wurde die römische Bevölkerung vertrieben oder unterjocht und das Land germanisiert; noch heutzutage bildet die Sprachschätze die Grenze dieser älteren fortschreitenden Ansiedelung von den späteren großen Eroberungen. Keine Spur von Landteilungen, wie sie bei den übrigen Völkern durch- geführt wurden, läßt darauf schließen, daß irgendwo römische Bevölkerung sich in größerer Anzahl länger behauptet hätte. Es waren deutsche Kolonien, die jenseit des Rheines gegründet wurden, die ein fortwährendes Nachrücken aus der Heimat gestatteten und so die Gefahr einer Romanisierung, wie sie den Wandalen, Goten, Burguuden und Langobarden drohte, gar nicht aufkommen ließen. Diese Gefahr trat erst ein, als Chlodowech im Lauf weniger Jahrzehnte den größten Teil des römischen Galliens eroberte. Sollte ein Staat gegründet werden, so war das unerläßlich; denn dazu bedurfte man einer römischen Provinz. Aber nun erfolgte gleichzeitig auch eine bedeutende Stärkung des deutschen Elementes: auf den Sieg bei Soissons folgte der Sieg über die Alamannen, und dieser war fast noch wichtiger als der frühere. Wieder war es Chlodowech, der mit sicherem Blick die schwierige Lage erkannte, die Alamannen zunächst aus dem Felde schlug und so eine Verbindung aller fränkischen Stämme möglich machte. Auch in der Folge gingen die Eroberungen im Osten stets mit denen im Westen Hand in Hand: dem Sieg über die Westgoten folgte bald die Unterwerfung der Thüringe, der Eroberung Burgunds und der Provence die Verbindung der Alamannen und Baiern mit dem Reich; selbst Karl der Große vereinigte nach der Eroberung des Langobardenreiches in Italien dem Reiche nun auch den letzten deutschen Stamm, die Sachsen. So breitete sich die fränkische Herrschaft zugleich nach zwei Seiten aus; zu keiner Zeit erlangte das eine oder andere Element ein entscheidendes Übergewicht; ruhig und sicher konnten beide sich miteinander verbinden und ausgleichen, bis etwa die politischen Grundlagen stark genug wären, um die Bildung selbständiger nationaler Staaten zu gestatten. Denn hätte das fränkische Reich länger fortgedauert, so würde es allerdings doch um den Preis einer Schädigung unserer eigenen Nationalität geschehen sein, so mächtig erwies sich noch zu Karls des Großen Zeit romanische Bildung und Sitte, Verfassung und Staatskunst. Das eben wurde vermieden. Das deutsche Element blieb erhalten, so lange als nötig war, um es mit neuen Bildungskeimen zu befruchten und mit dem romanischen ins Gleichgewicht zu setzen. Endlich ein dritter Umstand. Gerade daß die Franken als Eroberer kamen, half ihnen über viele Schwierigkeiten hinweg, welche die übrigen germanischen Reiche nicht überwinden konnten, so sonderbar das klingen mag. Denn damit hörte wenigstens der Zwiespalt im Staat und seiner Verfassung auf, die doppelte Beamtenreihe fiel weg, und an die Stelle einer
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