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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 290

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
290 Die Frauken bis zum Untergange der Merowinger. Beute zurückzukehren, vielleicht auch einen Teil des schönen Landes sich zu unterwerfen. Sie zogen gegen den Willen des Königs fort — ein Beweis für das geringe Ansehen desselben — und kehrten, wie wir wissen,") niemals wieder. Nach ihrem Untergange (553) fielen alle Eroberungen Theudeberts in Italien den Byzantinern in die Hände. Bald darauf erkrankte Theudobald, wie es scheint, durch Ausschweifungen früh erschöpft; nach langem Siechtum starb er 555, kaum zum Manne erwachsen, im siebenten Jahre seiner Herrschaft. Sein Reich fiel an C h l o t h a r. Dieser König hatte versucht, den Kirchen seines Gebietes eine hohe Steuer aufzuerlegen; war aber dabei auf ebenso heftigen Widerstand gestoßen als Theudebert bei seinem Versuch, die freien Franken zu besteuern. Widerwillig hatten alle Bischöfe das Gebot Chlothars, nämlich daß alle Kirchen den dritten Teil ihrer Jahresfrüchte an die königliche Schatzkammer entrichten sollten, gutgeheißen und unterschrieben. Nur der heilige Ju-juriosus von Tours weigerte sich dessen standhaft. „Wenn du," sagte er, „Gottes Gut nimmst, so wird der Herr dir gar geschwind dein Reich nehmen; denn es ist schändlich, daß, während du die Armen aus deinen Kornspeichern nähren solltest, diese Speicher von der Notdurft der Armen gefüllt werden sollen." Zornig ging er davon, ohne dem König den Abschiedsgruß zu bieten. Da wurde dem Könige bang. Er merkte, daß mit der Kirche noch viel schwerer fertig zu werden war als mit der alten Volksfreiheit der Franken; auch fürchtete er die Macht des heiligen Martin. Und so schickte er dem Bischöfe Boten nach mit Geschenken, bat um Verzeihung, nahm zurück, was er gethan, und bat zugleich den Bischof, er möge den heiligen Martin zu seinen Gunsten anflehen. Mit solch aber- gläubischer, rein äußerlicher Frömmigkeit verband Chlothar eine maßlose Herrschsucht und eine unersättliche Sinnlichkeit; er lebte geradezu in Vielweiberei, gewiß zum Ärgernis der Kirche, doch ohne daß diese — wie sie es später gethan hat — damals den Mut hatte, entschieden gegen solches Unwesen aufzutreten. Als er nach Theudobalds Tode bessert Reich an sich riß — warum Childebert nichts erhielt, ist unbekannt —, gesellte er sich auch die Witwe des Verstorbenen, die langobardische Königstochter Waldrada, als Gattin zu. Da aber bezeigten doch die Bischöfe des Reiches unzweideutig ihren Unwillen, und er trat deshalb die Frau an Garibald, den Herzog der Baiern ab, die bereits damals in Abhängigkeit vom fränkischen Reiche erscheinen. Wann sie in dies Verhältnis gekommen sind, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; indes ist es selbstverständlich, daß nach der Bezwingung der Thüringe, besonders aber nach der Besetzung des *) Siehe Band 2, S. 349 ff.
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