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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 295

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne und Enkel bis zum Tode Chlothars. 295 Bretagner gegen seinen Vater schon in Schlachtordnung aufgestellt hatte, stand man nur deshalb vom Kampfe ab, weil die Nacht hereinbrach. In der Nacht aber sagte Graf Chonober zu Chramm: „Unrecht dünkt es mich, daß du gegen deinen eignen Vater zu Felde ziehen willst. Laß mich ihn also allein in dieser Nacht überfallen, daß ich ihn mit seinem ganzen Heer vernichte." Doch Chramm, von Gott verblendet, ließ das nicht zu. Als es Morgen geworden war, stellten sich beide Heere unter den Waffen auf, und Vater und Sohn bereiteten sich zum Streite. Chlothar gedachte des Kampfes, den einst David gegen Absalom geführt, schlug an seine Brust und sprach: „Sieh herab vom Himmel, Herr, und richte meine Sache; denn ohne meine Schuld erleide ich Unrecht von meinen Kindern. Sieh herab, Herr, und richte gerecht, sprich auch hier das Urteil, wie du es einst zwischen David und Absalom gesprochen hast!" — Ein Gebet, das in solchem Munde freilich wie eine Gotteslästerung klingt! — Als es nun zur Schlacht kam, wurden die Bretagner geschlagen und Graf Chonober fand auf der Flucht seinen Tod. Da suchte auch Chramm das Weite und wollte nach den Schiffen fliehen, die er schon auf dem Meere bereit liegen hatte. Wie er aber vernahm, daß seine Gemahlin und seine Töchter in die Hände der Feinde gefallen seien, eilte er zurück, um sie zu befreien. Doch er wurde überwältigt und gefangen genommen. Als dies König Chlothar vernahm, befahl er ihn mit seinem Weibe und seinen Töchtern zu verbrennen. Man sperrte sie nach seinem Geheiß in eine Hütte, Chramm wurde mit einem Tuche erdrosselt und dann die Hütte über ihm und den Seinen angezündet (560). So handelte der Vater, der sich kurz vorher erfrecht hatte, sich mit David zu vergleichen. David hatte einst zu Joab gesagt: „Fahret mir säuberlich mit dem Knaben Absalom;" und als er die Kunde von seines Sohnes Tod erhielt, da weinte er und klagte: „O mein Absalom, wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O mein Sohn, mein Sohn!" — Der christliche König aber, der sein eignes Kind und seine eignen Enkel gemordet hatte wie einst seines Bruders zarte Söhnchen, der mit vielfältiger Blutschuld beladene Chlothar, der sich im Schlamm der Wollust ebenso wie im Blute tyrannischer Mordgier gewälzt hatte, er „zog mit vielen Geschenken zu der Schwelle des heiligen Martin und kam nach Tours zum Grabe des genannten Bischofs. Hier ging er noch einmal alle Handlungen durch, in denen er vielleicht gesündigt hatte, und flehte unter vielen Seufzern den Heiligen an, daß er ihm für feine Sünden Verzeihung vom Herrn erwirke und, was er unbesonnen gefehlt, durch seine Fürbitte wieder gut mache!" Die durch seine Schuld niedergebrannte Kirche ließ er wieder herstellen und mit einem zinnernen Dach bedecken. Hierauf kehrte er — wir dürfen hoffen, beruhigt und getröstet — nach Hause zurück.
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