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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 301

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 301 nicht sich zu erheben, und man mußte abwarten, bis sie in Politik oder Privatfehden ein gewaltsames Ende fanden. Leider scheinen die Einbrecher und Gewaltthäter in der Regel Germanen gewesen zu sein, am ärgsten die Vornehmen. Im übrigen verstanden die Deutschen nicht übel, sich mit dem Stadtleben zu befreunden, sie waren im Verkehr höflich und hielten darauf, in Worten Gebührendes zu geben und zu empfangen, und Bekannte küßten einander bei der Begrüßung, auch Könige. Bei einer üppigen Mahlzeit wußte der Germane so gut Aloe zu essen für neuen Appetit wie ein Römling, und im Zechen übertrafen ihn wenige. Auch im Königshause blieben nach der Mahlzeit die Gäste lange aus ihren Bänken beim Trunke sitzen. Wenn ein Bösewicht seinen Gegner umbringen wollte, so sagte er ihm vorher Artiges und lud ihn zu sich zum Wein; er lernte auch von den Römern um Erbschaft zu schleichen und Testamente zu fälschen. Er gab sich zuverlässig als Lebemann unter Römern einige Blößen, er wurde heftig, zuweilen bärenhaft, dann wieder weich und gemütvoll. Er betrog und beanspruchte wie ein Kind Vertrauen des andern, er verhöhnte den Priester und bat doch um seinen Segen, er beraubte den Heiligen und betete darauf eifrig zu ihm, er war schnell bereit, mit Axt und Speer am Leben des andern seinen Zorn auszulassen, und raste einfältig wie ein Werwolf, ohne sich darum zu kümmern, daß diese Thorheit ihn selbst ant nächsten Tage verderben mußte. Der Deutsche in der fremden Stadt war nicht ganz Römer geworden, aber er war rüstig, die antike Bildung zu gewinnen, und er bezahlte dafür seinen Preis. Unendlich viel war verwüstet worden, aber in den Ländern des Mittelmeers hatten viele Jahrhunderte des kaiserlichen Roms so reichlich schöne Gebilde und kluge Lehren, so viel Erfindung und Lebensgenuß abgelagert, daß die Germanenstämme immer noch sehr vieles sanben, was unmerklich in ihr Leben überging, von ihnen bis zu uns, und was eine Fortbauer der Kultur erhielt, die wir uns wohl geringer denken, als recht ist. Denn der Schmieb hämmerte, und der Zimmermann hieb die Späne von bett Balken wiihrenb der ganzen Wanberzeit, der Steinschneiber schnitt dem Frankenkönig seinen Siegelring wie einst dem römischen Cäsar, und der Buchhänbler in Rom, Pavia ober Paris verkaufte an den langobctrdischen oder fränkischen Bischof die Handschriften des Virgil oder des heiligen Augustinus. Wer mit Büchern handelte, war entweder ein Buchhändler, der Altes und Neues abschreiben ließ, ober ein Antiquar, der nur alte Autoren korrigierte und verkaufte. Sein Handel war ärmlicher geworden, Papier und Pergament wurden teurer und waren im Binnettlanbe oft nicht zu haben, aber in die Seestäbte kam von Osten her noch das Papier in verschiedenen Sorten: Kaiserpapier — das feinste — und anderes zum Schreiben, auch Packpapier als Hülle. Außerdem Pergament, nicht nur
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