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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 325

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 325 die andern hielten es mit dem Priester Cato, was ihnen aber zum großen Schaden ansschlug. Denn als Cautinns sah, daß er ihn auf keine Weise zum Gehorsam bringen konnte, zog er ihm und seinen Freunden und allen, die es mit ihm hielten, alle Einkünfte von der Kirche ein und ließ sie elend und hülflos. Diejenigen jedoch von ihnen, die sich ihm wieder zuwandten, erhielten, was sie eingebüßt hatten, zurück. Als aber im folgenden Jahre zu Tours der Bischof Gunthar (ein Franke von Geburt) starb, wurde der Priester Cato, wie man erzählt, auf Anstiften des Bischofs Cautinus (der den Lästigen offenbar los sein wollte), für die Leitung der Kirche von Tours erkoren. Und fo geschah es, daß sich die Geistlichkeit insgesamt mit großem Prunke nach Clermont begab. Als sie Cato den Willen des Königs eröffnet hatten, hielt er sie einige Tage mit der Antwort hin. Sie aber wünschten heimzukehren und sagten: „Thue uns deinen Willen kund, damit wir wissen, was wir beginnen sollen. Sonst kehren wir zu unsrer Heimat zurück; denn wir haben dich nicht ausgesucht aus freiem Willen, sondern nach dem Gebote des Königs." Aber Cato, wie er denn immer eitlem Ruhm nachtrachtete, versammelte eine Schar Armer und stiftete sie an, ein Geschrei zu erheben und zu rufen: „Warum verläßt du uns, guter Vater, uns deine Kinder, die du bis jetzt ernährt hast? Wer wird uns laben mit Speise und Trank, wenn du von uns gegangen bist? Bitte, verlaß uns nicht, die du zu nähren pflegst!" Da wandte er sich zu der Geistlichkeit von Tours und sagte: „Ihr sehet selbst, geliebte Brüder, wie diese Armen mich lieben; ich kann sie nicht verlassen." Nach dieser Antwort kehrten sie nach Tours zurück. Cato hatte aber Freundschaft angeknüpft mit Chramm, dem Empörer,*) daß, wenn dieser König würde, Cautinus alsbald aus seinem Bistum vertrieben und Cato an seiner Statt eingesetzt werden sollte. Doch der Mann, der die Kirche des heiligen Martin von Tours für zu gering hielt, empfing auch die nicht, nach der ihn gelüstete. Er war aber so von Eigendünkel ausgebläht, daß er meinte, niemand übertreffe ihn an Heiligkeit. So bang er einstmals ein Weib um Lohn, daß es in der Kirche ein Geschrei erhob wie in Verzückung: Cato sei ein großer Heiliger und dem Herrn wohlgefällig, Cautinus aber ein Verbrecher und unwürdig des Priestertums. Freilich zeigte sich auch Cautinus bald als ein so böser Mensch, daß jedermann ihn verwünschte. Dem Wein war er über die Maßen ergeben und trank sich meist so voll, daß er kaum von vier Männern vom Tisch getragen werden konnte. Daher bekam er in der Folge die fallende Sucht, die ihn öfters selbst vor den Augen der Gemeinde befiel. Geizig war er dermaßen, daß, wenn irgend jemandes Gut an sein Gebiet grenzte, er es *) Siehe oben S. 292.
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