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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 334

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
334 Die Franken bis zum Untergänge der Merowinger. und immer heftiger wurde, so verlangte Andarchius, Ursus solle mit ihm vor den König kommen. Und als er nach dem Königshofe Braine*) kam, trieb er einen Menschen auf, der auch Ursus hieß. Den ließ er im geheimen vor dem Altar folgenden Schwur leisten: „Bei dieser heiligen Stätte und den Gebeinen der heiligen Märtyrer! wenn ich dir meine Tochter nicht zur Ehe gebe, will ich dir unverzüglich die 16000 Goldschillinge zurückzahlen." Und Andarchius hatte Zeugen in der Sakristei aufgestellt, welche dort versteckt die Worte hörten, die jener sprach, doch ihn selbst nicht sehen konnten. Als dies geschehen war, beschwichtigte Andarchius den Ursus aus Clermont mit guten Worten und bewirkte, daß dieser, ohne vor den König gekommen zu fein, in die Heimat zurückkehrte. Da ließ er jenen Eid'schriftlich aufsetzen und zeigte ihn dem König, als bereits Ursus zurückgekehrt war. „Dies und das," sprach er, „hat mir Ursus schriftlich gegeben, und deshalb verlange ich einen Befehl von deiner Herrlichkeit, daß er mir feine Tochter zur Ehe gebe. Weigert er sich, so möge mir Gewalt gegeben werden über sein Hab und Gut, bis ich meine 16000 Goldschillinge zurückbekommen und mich aus dieser Sache herausgezogen habe."**) Nachdem er nun einen königlichen Befehl darüber erhalten hatte, kehrte er nach Clermont zurück und wies dem Grafen den Befehl vor. Ursus aber begab sich in das Gebiet von Velay, und als fein Eigentum dem Andarchius überwiesen worden war, kam auch dieser ebendahin, trat in ein Haus des Ursus ein und befahl, man solle ihm ein Mahl bereiten und Waffer zum Bade wärmen. Als aber die Sklaven im Haufe diesem groben Gebieter nicht gehorchen wollten, schlug er die einen mit Knütteln, die andern mit Gerten; einige traf er so auf den Kopf, daß das Blut heraussprang. Das setzte die Dienerschaft in Furcht, Dos Mahl wurde ihm bereitet, er erhielt sein warmes Bad, trank sich voll Weines und legte sich auf das Lager. Es waren aber nur sieben Diener bei ihm. Und als auch diese, von Wein und Müdigkeit bezwungen, in tiefen Schlaf versunken waren, versammelte sich die Dienerschaft des Ursus, schloß die Thüren des Hauses, das nur aus hölzernen Brettern gezimmert war, und nachdem sie die Schlüssel an sich genommen hatten, nahmen sie die Getreidegarben, die noch in Mieten (Feimen) standen, auseinander und *) Ein von den Merowingern oft besuchter Hof zwischen Soissons und Reims. **) „Man begreift nicht recht, weshalb die Gegner nicht jene Kiste längst geöffnet haben, sieht aber sehr deutlich, wie bei dem ungenügenden Berkehr zwischen dem Hofe und den Provinzen die bloße Entlegenheit des Schauplatzes jede noch fo plumpe List, jeden Mißbrauch erschlichener Königsbefehle, jeden Mißbrauch der hohen Aintsstellung ermöglichte. Das muß man in der Geschichte dieses Reiches wohl im Auge behalten, um das Ungeheuerliche der Amtsmißbräuche, um Die geringe Wirkung der weisesten Maßregeln sogar eines großen Karl zu begreifen/ Dahn. Urgeschichte 3, S. 154.
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