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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 335

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 335 schichteten um und über das Haus die Ähren, die in Bünden waren, so hoch auf, daß es ganz davon bedeckt war. Dann wurde von verschiedenen Seiten Feuer angelegt, und erst als die Balken des Hauses verkohlten und über die Unglücklichen zusammenstürzten, wachten diese auf und fingen an zu schreien. Aber da war niemand, der auf sie hörte. Das Feuer verzehrte das ganze Haus und sie alle zugleich. Ursus eilte voll Furcht in die Kirche des heiligen Julian, erhielt jedoch, da er dem Könige Geschenke schickte, sein Hab und Gut unverkürzt zurück. — So zeigt sich selbst der König bestechlich; auch er ordnet nicht etwa strenge Untersuchung des Sachverhaltes an; Ursus ruft nach der That, zu deren Entschuldigung er ja manches sagen konnte, keineswegs das Königsgericht an, ebensowenig wie er es vorher zu thun wagte; die Furcht, daß der König nicht nach Recht und Gesetz, sondern nach seiner Vorliebe für den unwürdigen Günstling richten werde, war nur allzuberechtigt; Selbsthülfe und reichliche Geschenke wirkten mehr als das gute Recht. Und wie wir oben, dem abscheulichen Rauching gegenüber, den König die schnelle Ermordung des gefährlichen Mannes seiner gerichtlichen Bestrafung vorziehen sahen, so legt auch in der Erzählung, die wir zum Schlüsse dieses Abschnittes noch mitteilen,*) die Königin Fredegunde — allerdings eine der blutigsten Gestalten der Merowingergeschichte — eine grauenhafte Bereitschaft an den Tag, unbequeme Männer durch den brutalsten Mord wegzuräumen. Das Seltsamste dabei ist der Widerspruch der darin liegt, daß sie eigentlich dabei als Anwalt des Gesetzes und der öffentlichen Ordnung auftritt, eine Rolle, die ihr von Rechtswegen gar nicht zukommt. Sie handelt, wie Dahn sagt, in einer Art wahrhaft grauenvoller Vermischung von Mord und Strafjustiz oder Sicherheitspolizei. g) Die 8ehde von tcurnay. Unter den Franken von Tournay erhob sich (591) ein nicht unbedeutender Streit deshalb, weil der Sohn eines von ihnen einem andern jungen Franken, der seine Schwester zur Frau hatte, öfters heftige Vorwürfe darüber machte, daß er sein eheliches Weib vernachlässige und der Buhlschast nachgehe. Da dies aber nichts fruchtete, wuchs der Hader zwischen ihnen immer mehr, und es kam endlich so weit, daß der Jüngling über seinen Schwager herfiel und ihn tötete und dazu auch viele von feinen Verwandten. Aber auch er selbst kam mit vielen der ©einigen, die ihn begleiteten, in dem Streite um, so daß zuletzt von allen nur ein einziger Mann übrig blieb, der keinen Gegner mehr fand. Mit diesem Gemetzel war aber der Hader noch nicht geendet. Denn nun wüteten alsbald die *) Gregor, Buch 10, Kap. 27. Giesebrecht 2, S. 233 ff.
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