Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 349

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der innern Kriege bis zur Alleinherrschaft Chlothars des Zweiten. 349 Chilperich beseitigt war, hielt dieser reiche und stolze Dienstadel den Augenblick für gekommen, auch den letzten erwachsenen Merowing Guntram zu beseitigen und in allen drei Reichen einen Schattenkönig aufzustellen, der ein willenloses Werkzeug in des Adels Hand gewesen wäre. Child ebert und Chlothar waren der eine ein dreizehnjähriger Knabe, der andere ein Säugling; da war es kein Wunder, daß der Aufruhr offen fein Haupt erhob. Wir lassen über diese Ereignisse zunächst den oben erwähnten Gewährsmann*) in seiner klar zusammenfassenden und übersichtlichen Weise berichten. „In Austrasien hatte Brunhilde allmählich Einsluß gewonnen, freilich unter harten Kämpfen. Als die frechsten unter den Gegnern den Herzog Lupus ermorden wollten, der zu Brunhilde hielt, da sprang sie zwischen die Pferde und hemmte den Kampf. Wütend schrie der Führer der Bande: „Zurück, Weib! Es mag dir genügen, unter deinem Manne geherrscht zu haben; jetzt ist dein Sohn König, und wir sind seine Vormünder, nicht du. Geh zurück, oder die Hufe unserer Rosse sollen dich zertreten." Aber Brnnhilde ging nicht fort und erreichte wirklich, daß der Mord unterblieb. Lupus flüchtete jedoch nach Burgund, und feine Feinde plünderten seine Besitzungen. Unter solchen Scenen rang Brnnhilde sich empor, mit solchen Gegnern hatte sie zu thun. So konnte sie in Neustrien auch nur mit halber Kraft auftreten, und nach mancherlei Drohungen und Verhandlungen ward Fredegnndes Sohn, C h lothar der Zweite, als König von Neustrien ausgerufen und Guntram als Vormund und Regent anerkannt. Allein Guntram fühlte sich in den neuen Landen nicht sicher. Nicht einmal in die Kirche wagte er ohne großes Gefolge zu gehen, und an einem Sonntage erhob er sich in der Kirche und sprach zu dem Volke folgende erschütternden Worte, wie sie wohl nie von einem Könige zu seinen Unterthanen gesprochen worden sind: „Ich beschwöre euch, ihr Männer und Weiber, die ihr zugegen seiö, hattet mir eure Treue unverletzt und tötet nicht auch mich, wie einstmals meine Brüder. Möge es mir nur vergönnt sein, mindestens drei Jahre meine Neffen zu erziehen, die ich als Söhne angenommen habe. Sonst möchte sich ereignen, was der ewige Gott verhüten möge, daß ihr nach meinem Tode mit jenen Kleinen zu Grunde gehet, da dann von unserm Stamme kein kräftiger Sproß mehr da sein wird, um alle zu schützen."**) *) Kaufmann, a. a. D. S. 147 ff. **) „Es ist ergreifend," sagt Dahn, „den Nachkommen des gewaltigen Chlo-dowech in solcher Weise das Volk gleichsam um sein Leben bitten zu hören, und zwar mit der gewiß nicht geheuchelten Begründung, daß der König der Schützer des ganzen Volkes sei. In der Thal, bei dem Aussterben der Merowinger wären wohl unabsehbare Kämpfe der herrschbegierigen Adelsgeschlechter in den drei Reichen nm Macht und Geld ausgebrochen; aber freilich waren es die Merowinger selbst gewesen,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer