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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 381

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Gregorius von Tours, der Geschichtschreiber der Franken. 381 Kenntnis von dem Reiche der Merowinger verdanken. Noch trägt es die Spuren seiner allmählichen Entstehung, man erkennt spätere Nachträge, und es fehlt ihm die letzte Vollendung. Um so größer ist deshalb die Glaubwürdigkeit der letzten Bücher, in die er den Ereignissen gleichzeitig die Zeitgeschichte eintrug. Häufig nennt man dieses Werk die Kirchengeschichte der Franken, und in manchen Handschriften trägt es diesen Titel-, allein so sehr auch, dem Charakter der Zeit entsprechend, das kirchliche Element vorwiegt, so zeigt doch der Inhalt, daß seine Überschrift nicht von Gregor herrühren kann. Richtiger nennt man es „Zehn Bücher fränkischer Geschichten." Gregor hatte bereits Vorgänger gehabt; er selbst, und nur er allein, hat uns Namen und Bruchstücke zweier verlorener Historiker aufbewahrt; aber beide scheinen noch der letzten Kaiserzeit angehört zu haben; seitdem versuchte niemand mehr das Andenken dieser trüben Zeiten aufzuzeichnen. Mit der Klage darüber beginnt Gregor fein Werk. Jetzt, da die Pflege der schönen Wissenschaften in den Städten Galliens vernachlässigt, ja sogar gänzlich in Verfall geraten sei, so lauten die inhaltsschweren Worte, jetzt finde sich kein Gelehrter, dem die Kunst der Rede zu Gebote stünde, der in Prosa oder Versen die Begebenheiten der Gegenwart der Nachwelt aufbewahre. Laut klage das Volk: „Wehe über unsre Tage, daß die Pflege der Wissenschaften bei uns untergegangen ist und niemand sich findet, der, was zu unsern Zeiten geschehen, berichten könnte!" Deshalb nun, weil kein andrer auftrete, habe er es auf sich genommen, das Gedächtnis dieser Tage den Nachkommen zu überliefern. Die Zeitgeschichte also ist sein Gegenstand. Aber um dafür eine chronologische Grundlage zu gewinnen, schickt er im ersten Buche eine Übersicht der Weltgeschichte, hauptsächlich der biblischen, seit der Schöpfung voran; die Erzählung von der Stiftung der gallischen Kirche, zuletzt von seinem Schutzheiligen Martin, giebt dann den Übergang zur fränkischen Geschichte. Allein er führt doch auch noch einen andern Grund an für die Berechnungen, mit denen er fein Werk beschließt, nämlich damit diejenigen, welche wegen des herannahenden Endes der Welt in Sorge seien, genau wissen möchten, wie viele Jahre seit der Erschaffung der Welt verfloffen wären. Denn diese Vorstellung beherrschte auch ihn, so wie alle, die auf das untergehende römische Reich, das letzte Weltreich, ihre Blicke gerichtet hatten. Und in der That bot diese Zeit kaum etwas andres dar als Zeichen des Verfalles und des Untergangs; Keime neuen Lebens mußten dem Frankenreich in Gallien erst von außen wieder zugetragen werden, für die Neugestaltung des Staates von Austrasien, für die Kirche von den britischen Inseln. Vor allem findet es Gregor durchaus notwendig, fein Glaubensbekenntnis an die Spitze des Buches zu stellen, damit kein Leser an seiner
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