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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 383

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Gregorius von Tours, der Geschichtschreiber der Franken. 888 denn ich bin nicht recht bewandert in dieser Wissenschaft." Die Schul-gelehrsamkeit der Zeit mangelte ihm, und das ist ein Glück für uns, ebenso wie bei Eugippius.*) Gregor selbst sagt darüber nicht ohne Ironie, daß er sich zu dieser Arbeit entschlossen habe, weil kein Gelehrter sie auf sich nehme, und weil er häufig verwundert habe vernehmen müssen, daß einen Schriftsteller von gelehrter Bildung nur wenige verstünden, des schlichten Mannes Rede aber viele . . . Die kunstlose, einfache (dem Zustand der damaligen Umgangssprache entsprechend, freilich auch von den ärgsten grammatikalischen Verstößen erfüllte) Sprache Gregors, seine behagliche, memoirenartige Erzählung, welche Geschichten aller Art, die größten Staats-begebenheiten und unbedeutende Vorfälle des gewöhnlichen Lebens bunt durcheinander mischt, das ist es eben, was seinem Werke einen so großen Reiz verleiht und es zu einem so treuen Spiegel seiner Zeit macht, daß ihm in dieser Hinsicht kein zweites zu vergleichen ist. Was er hörte, was er sah, das erzählte er, ohne weiteren Zweck, als das Andenken der Dinge zu erhalten und nebenbei die Wundermacht der Heiligen, insbesondere seines geliebten Martin von Tours, ins hellste Licht zu stellen.**) Er dachte keineswegs gering von dieser Aufgabe und dem Werte derselben; denn ausdrücklich beschwört er am Ende des letzten Buches seine Nachfolger auf dem Stuhle des heiligen Martin, sein Werk unverkürzt und unversehrt der Nachwelt aufzubewahren und nichts daran zu ändern." Er ist ein ausgezeichneter Erzähler, und seine ungeschminkte Darstellung einer uns fernen Zeit hat man mit Recht seit Jahrhunderten hochgeschätzt; zum großen Geschichtschreiber fehlt es ihm an Beherrschung des Stoffes und an tieferem Eindringen tu den Zusammenhang der Dinge; aber „um so mehr ist es auch dankbar anzuerkennen, daß er nicht versucht hat, was ihm nicht gelingen konnte, sondern sich in Bescheidenheit begnügte, eine reiche Fülle des mannigfaltigsten Stoffes in seinen Werken zusammenzufassen. Von vorzüglichstem Werte ist darunter für uns seine Geschichte der Franken, doch enthalten auch seine Wundergeschichten und Heiligen-leben***) viele für die Charakteristik der Zeit wichtige Züge. In seinen letzten Jahren, als die blutigen Stürme, die das Frankenreich zerrissen hatten, eine Weile ruhten, als Ehildebert und König Gun tram den Frieden ausrecht hielten, hat Gregor seine Erzählung fortgeführt *) Vgl. Band 2, S. 178. **) Giesebrechts Wort: „Die Verehrung des heiligen Martinus gab ihm die Feder in die Hand," gilt nicht nur von Gregors „Wundern des heiligen Martin", sondern im Grunde auch von der fränkischen Geschichte. ***) Es sind folgende: „Von den Wundern des heiligen Martinus," „Von den Wundern des heiligen Julianus," „Vom Ruhme der Märtyrer," „Vom Ruhme der Bekenner" und „Leben der Väter."
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