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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 389

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sankt Kolumban der Jüngere und der heilige Gallus. 389 Ueber das Leben dieses Geistesgewaltigen verlohnt es wohl einiges hier mitzuteilen, zumal es manches helle Streiflicht auch auf die Staats- und Kulturverhältnisse im Frankenreich der Merowinger wirft. Columbanus oder, wie er sich selbst gern nannte, Columba war auf Irland in der Provinz Leinster um 540 geboren. Durch ein Traumgesicht war seiner Mutter geoffenbart worden, daß sie der Welt einen Mann von ganz besonderen Gaben schenken solle; darum hütete sie ihn sorglich und erzog ihn ganz allein, bis er herangewachsen war. Schon im Knabenalter begann er mit Eifer und fähigem Sinn den edlen Wissenschaften obzuliegen.^ Da er aber ein ungewöhnlich schöner Jüngling ward, so erregte er die Leidenschaft zuchtloser Mädchen; er aber entzog sich ihren Nachstellungen, nahm von seinen Genossen Abschied und beschloß in die Einsamkeit zu gehen. Seine Mutter, von Schmerz bewegt, wollte ihn nicht ziehen lassen. Er aber sprach: „Hast du nicht des Heilands Wort gehört: wer Vater ober Mutter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht wert?" Er bat die Mutter, die sich ihm in den Weg stellte und die Thür vertrat, ihn nicht zu hindern. Doch sie warf sich weinend auf die Schwelle und rief, sie werde es niemals dulden. Da schritt er über die Mutter hinweg, sagte ihr Lebewohl und sprach: „Nie wirst du mich in diesem Leben wiedersehen; ich werde hinziehen, wohin der Weg des Heils mich führt." So wanderte er aus dem Lande Leinster und kam zu einem ehrwürdigen alten Einsiedel; der unterwies den klugen Jüngling gern in der Erkenntnis aller göttlichen Schriften. Da sammelte Kolumban reiche Schätze der Gottesgelahrtheit. Darnach gedachte er Mönch zu werden und zog zu dem Kloster Benchor in Ulster, dessen Vorsteher ein ausgezeichneter Vater seiner Mönche war. Hier fing Kolumban an, sich ganz dem Beten und Fasten hinzugeben, das sanfte Joch Christi zu tragen und sich selbst zu verleugnen. Viele Jahre verflossen. Da sehnte er sich, in die Fremde zu wandern, eingedenk des göttlichen Befehls an Abraham: Gehe aus deinem Vaterlande, von deiner Freundschaft und ans deines Vaters Hanse in ein Land, das ich dir zeigen will. Der ehrwürdige Vater des Klosters billigte feinen Entschluß und gab ihm zwölf Reisegefährten mit, die durch ihre Gottesfurcht bekannt waren; und so machte sich denn Kolumban im dreißigsten Lebensjahre auf den Weg und schritt mit feinen zwölf Begleitern unter Christi Führung zum Strande des Meeres hinab. Das erste Schiff, bessen sie ansichtig würden, bestiegen sie und gelangten mit günstigem Winbe nach schneller Fahrt an die Küste der Bretagne. Hier verweilten sie einige Zeit und erwogen, was sie nun thun sollten; bis sie sich entschlossen, den Boben des fränkischen Reichs zu betreten und der Menschen Herzen zu erforschen, um entweder, wenn sie den Samen des Heils ausstreuen könnten, dort länger zu bleiben, oder wenn sie die Herzen in Finsternis verstockt fänden,
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