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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 401

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die letzten Merowinger. sittlicher Kultur; selbst die fürchterliche Kette von Mord und Meineid, Hinterlist und Gewaltthat vermag nicht mehr zu fesseln, da kein Gregor von Tours mehr der Erzähler ist." Seit Brunhildens gräßlichem Ende schwindet die letzte Gestalt von übermenschlicher Größe, denn trotz aller Verbrechen war dieses Weib groß in männlicher Kraft, thatkräftiger Leidenschaft und staatsmännischer Klugheit. „Von nun an verliert im mero-wingischen Königshause auch das Laster seine Größe, in wachsender Jämmerlichkeit schleppte sich das entartete Geschlecht noch anderthalb Jahrhunderte durch die Geschichte." Chlothar vereinigte seit 613 wieder das ganze fränkische Reich unter seinem Scepter*) aber „die Großen hatten ihm den Sieg verschafft und heischten jetzt ihren Lohn. In Austrasien war eine selbständige Verwaltung unter einem Majordomus eingesetzt, und deni Führer der burgundischen Großen, welche Brunhilden und den jungen König verraten hatten, mußte Chlothar das Amt eines Majordomus von Burgund verleihen und ihm zusichern, daß er es zeitlebens behalten sollte. Unmittelbar gebot also Chlothar nur in seinem Stammreiche Neustrien. Gewisse Rechte blieben indes dem König auch in Austrasien und Burgund vorbehalten, und wenn er erschien, so fiel die den Hausmeiern verliehene Regentschaft an ihn zurück. Chlothar durchzog auch wirklich noch in demselben Jahre das Elsaß und hielt strenges Gericht .... Eine Verschwörung, die sich bald darauf durch Burgund und Elsaß verbreitete, erstickte er im Keime und warf auch sonst viele von den gewaltthätigen Großen nieder. Aber das waren immer nur einzelne und keineswegs immer die schlimmsten Störer des Friedens, sondern die, deren Anhang gerade schwächer war. Ihre Macht ruhte aus dem Grundbesitz und der Gewalt über die Hintersassen, die aus demselben lebten. Die Bischöfe, die Äbte und die weltlichen Großen hatten Besitzungen, die ganze Dörfer und Hundertschaften umfaßten, und manche von ihnen hatten mehrere solcher Besitzungen in verschiedenen Provinzen des Reichs . Die Beamten dieser Grundherrschaften führten die Titel Richter, Mifsi, Agenten, die auch für die öffentlichen Beamten üblich waren . . . und thatsächlich hatten diese grundherrlichen Beamten denn auch die richterliche und militärische Gewalt über die Hintersassen, wie der Graf über den Gau .... Durch den Sturz der Brunhilde war die Macht der Großen wieder mächtig gewachsen, und dieses Wachstum fand damals auch einen rechtlichen Ausdruck. Auf den Oktober des Jahres 614 berief Chlothar die geistlichen und weltlichen Großen zu sich nach Paris. Hier wurde von den *) Die folgenden Sätze sind mit einigen Änderungen aus Kanfmanns Deutscher Geschichte 2, S. 157 ff. entnommen. Klee, Geschichtsbilder. Hi. 26
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