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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 404

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
404 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Austrasien alle die Lande, die ehemals dazu gehört hatten, und Chlothar verweigerte sie. Die Entscheidung wurde einem Schiedsgericht von zwölf Großen übertragen, und diese gaben dem Dagobert alle alten austrasischen Lande mit Ausnahme der Teile, die südlich der Loire lagen. . . . Die Regierung Chlothars des Zweiten seit 613 und die seines Sohnes Dagobert bildeten trotz mancher Mißerfolge die glänzendste Zeit des späteren merowingischen Reichs. Kein Nachbar war für sich den Franken eigentlich gewachsen, und die Bürgerkriege hatten ein Ende gefunden. Die Basken, die Bretagner und die Völker östlich vom Rhein waren zwar oft unbotmäßig, aber sobald die Könige ihre ganze Macht gebrauchten, so mußten sie sich doch fügen. Trotzdem war das Reich dem Verfalle nahe. Die Großen hielt der König meist nur dadurch in Zaum, daß er einen gegen den andern gebrauchte. . . . Bei der Nachricht vom Tode seines Vaters (628) bot Dagobert die Austrasier auf und zog mit dem Heere nach Neustrien und Burgund. Boten gingen voraus, welche die Großen dieser Staaten aufforderten, ihn zum Könige zu wählen. Dagegen nahm sein jüngerer Bruder Charibert diese Krone für sich in Anspruch. Die Entscheidung lag wieder bei den Großen, und sie entschieden, daß Charibert das Land südlich der Loire erhalten sollte, alles Übrige Dagobert. Charibert fügte sich und wußte sein Gebiet durch glückliche Kämpfe mit den Basken auszudehnen. Vor ihm und nach ihm erkannten sie die fränkische Herrschaft meist nur dem Namen nach an, Charibert gebot wirklich bis zu den Pyrenäen. Aber der kräftige Fürst starb bereits nach zwei Jahren, und alsbald ließ Dagobert den kleinen Sohn desselben toten und nahm das Erbe an sich. So war Dagobert nun Alleinherrscher und nahm seinen Sitz in Paris, um in dem neu-erworbenen Lande festeren Boden zu gewinnen und die dortigen Großen niederzuhalten oder zu befriedigen. Dadurch verletzte er freilich die Austrasier, die nun den Hof und damit ihren Einfluß verloren. Indes wußte Dagobert trotzdem zunächst mit Nachdruck und Geschick das Regiment aufrecht zu erhalten. Er war der letzte kräftige Mann, der aus Chlodowechs Haufe den Thron inne hatte. Alle folgenden waren nur Kinder oder wurden doch von der Umgebung gehindert, sich als Männer zu erweisen. Der Sage galt Dagobert deshalb als der große König und zugleich als der gute König, als der eigentliche Gründer von Ordnung und Gesetz. Klöster und Kirchen führten gern auf ihn ihre Gründung oder ihre Privilegien zurück." Er ist ein Liebling der Legende. Besonders der heilige Dionysius (St. Denis) war ihm gewogen, ohne Zweisel, weil Dagobert die 613 ge- gründete Kirche dieses Heiligen prächtig ausbauen, mit Gold, Edelsteinen und kostbarem Gerät herrlich ausschmücken ließ. Eine Sage*) erzählt: Als *) Grimm, Deutsche Sagen. 2. Aufl. Nr. 436.
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