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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 32

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
32 6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. kurische Nehrung nach Memel. Drei Tage dauerte diese Reise. In der ersten Nacht lag die Königin in einer Bauernstube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett wehte. Doch sie überstand die Reise, die Seeluft tat ihr gut, und allmählich erholte sie sich. In Memel blieb die Königsfamilie fast zwei Jahre. 7. Der Friede zu Tilsit. 1807. Bis über die Weichsel zogen die Franzosen durch Preußen. Da mußte Friedrich Wilhelm Iii. Frieden schließen. In der Stadt Tilsit kam Napoleon mit dem Könige von Preußen und dem Kaiser von Rußland zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Napoleon wollte Preußen viel Land abnehmen und es fast um die Hälfte verkleinern. Darüber herrschte überall die größte Bestürzung und Trauer. Der König wußte sich nicht zu helfen. Da kam man auf den Gedanken, daß Napoleon vielleicht zu einem günstigeren Frieden bereit sei, wenn die Königin Luise ihn darum bitten würde. Es wurde der Königin sehr schwer, vor Napoleon zu erscheinen, den sie haßte wie keinen anderen Menschen; aber für ihr Land war sie bereit, alles zu tun. Napoleon empfing sie mit königlichen Ehren und war höflich gegen sie; die edle Erscheinung der Königin machte auch auf ihn einen großen Eindruck, und er hat sie später nicht wieder beschimpft, wie er das vorher genug getan hatte. Aber Luise erreichte bei ihm nichts; beim Abschiede sagte er ihr nur: Wir wollen sehen. Napoleon ging von seinen harten Bedingungen nicht ab: er nahm Preußen alles Land westlich der Elbe und machte daraus ein Königreich Westfalen, das er seinem Bruder gab. Dazu mußte Preußen noch sehr hohe Kriegskosten zahlen. 8. Der Tod der Königin Luise. Im Winter 1809 kehrte die königliche Familie wieder nach Berlin zurück. Luise hatte sich sehr danach gesehnt. Das rauhe Klima Ostpreußens bekam ihr nicht. Mit herzlicher Freude wurde sie in Berlin empfangen. Bald aber sollten wieder Tage der Trauer kommen. Schon seit Jahren hatte sich Luise gewünscht, ihren alten Vater in Strelitz zu besuchen. Im Sommer des Jahres 1810 wurde ihr endlich dieser Wunsch erfüllt. Noch einmal fühlte sie sich ganz glücklich. Aber bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft wurde sie in dem Lustschlosse Hohenzieritz bei Strelitz krank, eine schwere Lungenentzündung befiel sie. Die geschicktesten Ärzte wurden an ihr Krankenlager gerufen, aber keiner konnte sie retten. Wenige Stunden vor ihrem Tode kam der König mit seinen zwei ältesten Söhnen Fritz und Wilhelm. Das war ihre letzte Freude. Bald darauf starb sie, am 19. Juli 1810. Im Mausoleum zu Charlottenburg liegt sie begraben. Der tiefgebeugte König ließ über ihrer Gruft ein herrliches Marmorbild anfertigen, das sie schlafend darstellt. Das preußische Volk aber hat seine edle Königin Luise nicht vergessen.
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