1888 -
Kreuznach [u.a.]
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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können. Und diese Wahrsagerei verschaffte ihnen bei dem Volke und selbst bei dem Könige großes Ansehen, war aber doch nichts anderes, als eitler Aberglaube, in den der Mensch immer verfällt, wenn er den wahren Gott verläßt und meint selber weise zu sein.'
V. Dir Stadl Kabyl-n.
1. Die Mauern von Babylon. — Die Hauptstadt des Landes, Babylon, war von einer Größe und Pracht, daß man Wunderdinge davon erzählt. Sie bildete ein Viereck, davon jede Seite drei Meilen lang war. Mitten durch die Stadt floß der Euphrat, über den eine herrliche Brücke führte. Utn die ganze Stadt aber zog sich ein breiter, tiefer Graben voll Wasser, dann eine gewaltige Mauer, so hoch wie unsere Kirchtürme und so breit, daß darauf 16 Reiter bequem neben einander reiten konnten. Und auf dieser Mauer standen noch 250 feste und starke Türme, und 100 prächtige Thore, ganz von Erz, führten durch die Mauer hinaus und hinein.
2. Die hängenden Gärten; der babylonische Turm. — Drinnen in der Stadt erhoben sich zwei stolze Königspaläste, ein älterer und ein neuerer, und diese Schlösser waren von Gärten umgeben, die mit großer Kunst und Mühe auf hochgewölbten Ter* rasfeit angelegt waren, so daß sie, aus der Ferne gesehen, in der Luft zu hängen schienen und darum die hängenden Gärten genannt wurden. In diesen Gärten erfrischten sich die Könige und Königinnen in der reineren Luft, die dort wehte, und ergötzten sich an der köstlichen Aussicht, die man dort genoß. Denn man übersah da oben nicht allein die ganze ungeheure Stadt, sondern blickte auch noch weit hin über das Land mit seinen üppigen Getreidefeldern und seinen Hainen von Dattelpalmen. Viel höher aber als alle andern Gebäude der Stadt stieg der babylonische Turm empor, der dem Götzen Bel als Tempel und den sternkundigen Priestern zugleich als Warte diente, auf welcher sie die Himmelserscheinungen beobachteten. Er bestand aus acht Stockwerken, deren jedes so hoch war wie ein Schloß; denn das Ganze soll die erstaunliche Höhe von 600 Fuß gehabt haben. Und doch ist von diesem Turnte und von ganz Babylon, das mit seinen starken Mauern wie für die