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1. Mittlere Geschichte - S. 56

1892 - Leipzig : Reisland
— 56 — Wie Rudolf für fein Haus sorgte, so war er auch bemüht, bte dem Reiche entrissenen Güter demselben wiederzugewinnen und für das innere Gedeihen des Reiches zu sorgen. Er zog nach Schwaben, um den wilden Grasen Eberhard von Württemberg, der sich Gottes Freund und aller Welt Feind nannte, zu demütigen. Auch andere Grasen und Ritter am Rhein nötigte er, den Landfrieden zu beschwören. Gegen die Raubritter zog er aus und schleifte ihre Burgen. In Thüringen allein zerstörte er 66 solche Raubschlösser, und die Räuber, auch die adeligen, wurden aufgehangen. In Erfurt wurden 29 solcher Räuber hingerichtet. Dadurch wurde wieder Ruhe im Lande, der Handel blühte, und die Bürger konnten wieder ihren friedlichen Geschäften nachgehen. Mit Recht ist daher Rudolf von feinen Zeitgenossen „der Wiederhersteller des Deutschen Reiches" genannt worden. 8. Rudolfs Sinnesart. Dabei war Rudolf einfach in ferner Lebensweise. Er trug ein graues Wams, das er sich int Felde selbst flickte. Fehlte es an Lebensmitteln, so war er der erste, welcher eine Rübe aus dem Acker zog. Er erlaubte jedem den Zutritt; denn er sagte: „Ich bin nicht Kaiser geworden, um mich einzuschließen." Auf Treue und Manneswort hielt er so sehr, daß noch lange das Sprichwort galt: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" — Einst war der Kaiser in Mainz. Es war sehr kalt, und er fror. Da gab es an einem Bäckerladen glühende Kohlen; er trat hin, um sich zu warnten. Die Bäckerin, die ihn feiner geringen Kleidung wegen für einen gemeinen Kriegsknecht hielt, wollte das nichf leiden und rief: „Troll dich fort zu deinem Bettelkönige, der das ganze Land aufzehrt!" Der Kaiser lachte zu ihren Schimpfreden und blieb auf feinem Platze. Da goß das böse Weib dem vermeintlichen Krtegsknechte ein Gefäß voll Wasser über die Kleider. Jetzt eilte Rudolf so schnell als möglich in das Lager zurück. Bei Tische erzählte er sein Abenteuer. Dann schickte er der unfreundlichen Frau eine Schüssel voll Fleisch und ließ ihr sagen, das sei von dem alten Soldaten, der sich für das frifche Bad bedanken lasse. Als die Bäckerin erfuhr, wer der arme Kriegs-knecht gewesen sei, lief sie eiligst ins Lager und warf sich dem Kaiser zu Füßen. Rudolf legte ihr als Strafe auf, daß sie vor allen Gasten ihre Schimpfreden wiederholen mußte. Das that sie auch zur Kurzweil aller Anwesenden. Rudolf wünschte seinen ältesten Sohn Albrecht zu feinem Nachfolger erwählt zu sehen. Allein die Fürsten fürchteten die
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