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1. Mittlere Geschichte - S. 106

1892 - Leipzig : Reisland
— 106 — allerlei krankhaften Zuständen: Steinschmerzen und Schwindel. Doch arbeitete er noch ost über seine Kräfte. Indes war er immer heiter und konnte sogar über seine Krankheit scherzen. Vornehmlich erheiterte ihn die Musik; er spielte die Laute und Flöte. Abends saß seine Familie um ihn und sang geistliche Lieder, die er begleitete. „Musik," pflegte er zu sagen, „ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz zufrieden, erfrischt und erquickt wird; sie verjagt den Geist der Traurigkeit, wie man am König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Seinen Kindern war er ein äußerst liebevoller, aber doch strenger Vater. Auch den Armen that er Gutes, obgleich seine Umstände nicht glänzend waren. Sein starkes Gottvertrauen ließ ihn jedes Ungemach ertragen. Auf Ersuchen der Grasen von Mansfeld reiste Luther im Januar 1546, also mitten im Winter, mit seinen drei Söhnen nach Eisleben, um Streitigkeiten in der gräflichen Familie zu schlichten. Unterwegs, namentlich in Halle, wo er mit Lebensgefahr über die angeschwollene Saale setzte, wurde er krank; eine Erkältung verursachte ihm Brustbeklemmungen. Dennoch war er in Eisleben unermüdet thätig; er arbeitete an dem Friedenswerke, predigte noch viermal, zuletzt am 14. Februar. Am 17. Februar fühlte er sich so krank und schwach, daß er auf seiner Stube blieb und den Friedensverhandlungen nicht beiwohnte. Er legte sich auss Ruhebette, ging dann wieder herum, betete viel und unterhielt sich mit seinen Freunden. Todesgedanken stiegen in ihm auf, und nachdenkend sprach er: „Ich bin hier zu Eisleben getauft, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Abends ging er in das Speisezimmer und sprach viel vom Tode und vom Wiedersehen. Bald kehrte er in sein Zimmer zurück; da befielen ihn die heftigsten Brustbeklemmungen. Er legte sich aufs Bett und schlummerte ein wenig. Seine Freunde und zwei seiner Söhne umstanden sein Lager. Um 10 Uhr erwachte er wieder und ermahnte sie, zu Bette zu gehen. Er ließ sich in seine Schlaskammer führen, und indem er sich in das gewärmte Bett legte, reichte er allen die Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für fein Evan- gelium, daß es ihm wohlgehe, denn das Konzilium zu Trident und der leidige Papst zürnet hart mit ihm!" Schwer atmend schlief er ein, doch um 1 Uhr erwachte er wieder. Er ging in seine Stube zurück und einigemal auf und ab, klagend über Beklommenheit. Dann legte er sich aufs Ruhebett und
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