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1. Neuere Geschichte - S. 74

1895 - Leipzig : Reisland
— 74 — jungen!" rief man höhnend. Abends 9 Uhr langte der Zug in Paris an. Die königliche Familie bezog das alte Schloß der Tnilerien. Auch die Nationalversammlung begab sich nach Paris, um hier ihre Sitzungen fortzusetzen. Von nun an hatte der König keinen Willen mehr; er war ganz in den Händen der Pariser Volksführer. Der Nationalversammlung erging's nicht besser. In dieser bildeten sich zwei Parteien: die Gemäßigten und die Männer vom Berge, wie man die heftigsten Revolutionsmänner von den erhöhten Sitzen im Versammlungssaale nannte. In Paris entstanden zahlreiche Klubs oder Vereine von Abgeordneten, die vorher das besprachen, was man in der Nationalversammlung durchsetzen wollte. Bald bildeten sich in ganz Frankreich solche Klubs, welche die Sache der Revolution zu der ihrigen machten. In einem Jakobinerkloster versammelte sich der sogenannte Jakobinerklub, der aus den wüteubsten Demokraten bestand. Die Zerstörung aller alten Einrichtungen machte rasche Fortschritte. Die Güter der Geistlichkeit und des Adels wurden eingezogen, die Klöster aufgehoben, und weil Mangel an barem Gelde war, wurde Papiergeld, Assignaten, angefertigt. Doch sank der Wert dieser Assignaten immer tiefer, je mehr deren fabriziert wurden. Die alte Einteilung des Landes in Provinzen wurde aufgehoben und eine neue in 83 Departements, die nach Flüssen, Bergen rc. entworfen war, an ihre Stelle gesetzt. _ Der König wurde aus ein Jahrgehalt angewiesen und die königlichen Besitzungen in Nationalgüter verwandelt. Der Erbadel wurde abgeschafft und mit ihm alles, was an einen Unterschied der Stände erinnern konnte. Sogar der Titel Monsieur (mein Herr) wurde verbannt; jeder hieß fortan citoyen (Bürger). Unter solchen Umwälzungen erschien der 14. Juli 1790, der Jahrestag der Zerstörung der Bastille. Das Anbenken an diese erste That der Revolution sollte durch ein großes Bundessest aus dem Marsfelde in Paris feierlich begangen werden. Eine ungeheure Menschenmenge hatte die weite Ebene schon in der Nacht zuvor angefüllt. Morgens 10 Uhr erschienen die Mitglieder der Nationalversammlung, die Abgeordneten der Departements, später der König und seine Familie. In der Mitte des Marsfeldes stand der „Altar des Vaterlandes", diesem gegenüber eine Galerie, auf welcher die Nationalversammlung und der König Platz nahmen. Talley-rand, Bischof von Äutun, hielt ein Hochamt und segnete die Fahnen der Departements ein. Darauf schwuren die National* Versammlung, die Bürgersoldaten, bcr König und die Ab»
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