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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 19

1888 - Berlin : Hertz
Otto mit dem Pfeile; Fehde mit Magdeburg; Gefangenschaft; Markgräfin Hedwig. 19 Otto mit dem Pfeile (1267 — 1308).— Das Vertrauen, welches die beiden Fürsten in ihre Kinder gesetzt hatten, wurde nicht getäuscht; denn die feste Einigkeit, welche unter diesen herrschte, ließ die Gefahren nicht aufkommen, welche sonst in einem getheilten Reiche unvermeidlich sind. Vielmehr blieb das Streben der Markgrafen ein gemeinsames und war in vieler Beziehung von glücklichem Erfolge begleitet. Der bekannteste unter den Söhnen Johann's und Otto's ist der älteste Otto Iv., welcher auch die Erzkämmererwürde erhielt und später Ottomitdempfeile genannt wurde. Auch er war durch Kriegsmuth und unternehmenden Geist ausgezeichnet, und wie auf dem Schlachtfelde, so glänzte er zugleich in den milderen Künsten des Friedens und erwarb sogar als Minnesänger hohen Ruhm. Auch seiner Frömmigkeit wegen ward er von den Zeitgenossen gelobt, doch hielt ihn dieselbe nicht ab, gegen die geistlichen Fürsten mit aller Kraft und Kühnheit aufzutreten. Der größte Theil seiner Regierungszeit war gerade durch die heftigsten Fehden mit dem Erzbisthum Magdeburg ausgefüllt, wobei ihn seine Brüder und Vettern treulich unterstützten. Der nächste Anlaß dieser Fehden war sein Wunsch, einen seiner jüngeren Brüder, Erich, welcher schon Domherr zu Magdeburg war, zum Erzbischof gewählt zu sehen. Da ihm dies mißlang und statt Erich's Graf Günther von Schwalenberg gewählt wurde, zog er ohne Weiteres zum Kampfe gegen Magdeburg aus. Schon war er bis dicht vor die Stadt gerückt, und, auf den hohen Dom derselben hinweisend, rief er übermüthig aus: „Dort wollen wir bald unsere Rosse füttern;" da holte der Erzbischof Günther das Banner des Schutzherrn von Magdeburg, des heiligen Mauritius, aus dem Dome, sammelte durch begeisterte Ansprache die Bürger der Stadt und viele Fürsten und Ritter um sich und zog muthig zum Vertheidigungskampfe hinaus. Der Markgraf Otto hatte vorzeitig gefrohlockt; denn seine Kriegsschaar wurde in die Flucht geschlagen und er selbst, obwohl ritterlich kämpfend, gerieth in die Gewalt der Feinde. Der Erzbischof, um seinen Stolz zu beugen, ließ ihn in einen engen Käfig von eichenen Bohlen sperren, in welchem er vor den Bürgern Magdeburgs ausgestellt und auf das Demüthigste behandelt wurde. Aus solcher tiefen Schmach errettete ihn seine treue Gemahlin, die Markgräfin Hedwig. Mit bittern Thränen hatte sie Otto's Geschick beklagt und mit sorgender Liebe auf Mittel und Wege gedacht, ihn aus der Gefangenschaft zu erlösen. Ein alter, braver Diener des fürstlichen Hauses, Johann von Buch, den Otto in einer Anwandlung von Heftigkeit wegen wohlgemeinter, aber lästiger Vorstellungen verstoßen hatte, wurde jetzt in der Stunde des Unglücks wieder der Gattin treuer und ergebener Rathgeber. Aus seinen Vorschlag verkaufte sie alle ihre Kostbarkeiten und eilte selbst nach Magdeburg, um von den geistlichen Herren die Freiheit ihres Gemahls zu erflehen mw nöthigen Falls zu erkaufen. Um 4000 Mark Silber wurde derselbe wirklich freigegeben; da sie aber eine so große Summe nicht besaß, so verpfändete Otto sein Ehrenwort, das Geld binnen vier Wochen zu zahlen oder in seine Haft zurückzukehren. Beglückt eilte er mit der trefflichen Hedwig in sein Land zurück ; aber noch lastete auf ihnen die schwere Sorge, wie sie das Geld herbeischaffen könnten Da half noch einmal der alte Johann von Buch. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Stendal und wies ihn auf einen eisernen
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