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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 85

1888 - Berlin : Hertz
Joachim's Widerstand gegen die Reformation. 85 erst große Hindernisse überwunden werden, ehe sie zu einer bleibenden Stätte gelangen konnte; denn nicht, wie in Sachsen, wurde hier der Reformation von vorn herein die Unterstützung des Landesfürsten zu Theil, vielmehr gab es unter den Fürsten Norddeutschlands kaum einen entschiedeneren Gegner der neuen Lehre, als Kurfürst Joachim. Joachim's Widerstand gegen die Reformation. Das ganze eigenthümliche Wesen des brandenburgischeu Fürsten war der Art, daß er durch das erste Auftreten Lnther's verletzt und zum Widerstand herausgefordert werden mußte. Sein strenges und stolzes Fürstenbewußtsein fand es unerhört und unerträglich, daß ein armes Mönchlein, der Sohn eines niederen Bergmanns, sich erkühnte, mit so freimüthiger Strafpredigt gegen die gewaltigsten Kirchenfürsten aufzutreten. Noch dazu war es ja Erzbischof Albrecht, des Kurfürsten eigener Bruder, deu Luther's Angriffe zunächst trafen, und Joachim empfand den Schimpf, welchen Luther durch die Verwerfung des Ablaßkrams Jenem angethan, geradezu als eine Beleidigung seines kurfürstlichen Hauses. Er war empört über solche Anmaßung des Wittenberger Mönchs, und je mehr sich Luther's Derbheit und entschlossener Muth im Verlauf des großen Kampfes steigerten, desto höher stieg ancb der Unwille des stolzen Kurfürsten. Dazu kam, daß gleich am Beginn des Streits seine Frankfurter Universität, welche mit Eifersucht das Aufblühen des benachbarten Wittenberg betrachtete, sich der Vertheidigung Tetzel's gegen Luther angenommen hatte, wobei sie freilich keine Lorbeeren erntete: Joachim wurde auch hierdurch in seiner Feindschaft gegen die Wittenberger Sache bestärkt. Aber er hatte noch einen wichtigeren und weit ehrenvolleren Grund, um der Neuerung entgegen zu sein: er blickte nämlich mit Besorgniß und Entrüstung auf die Verirrungen, zu welchen die mißverstandenen Lehren der Reformation hier und da das niedere Volk aufregten. Bekanntlich war es nicht überall der Sinn für die evangelische Wahrheit allein, welcher die Verbreitung der neuen Lehre beförderte, sondern auch unlautere Leidenschaften und weltliche Freiheitsgelüste schlossen sich, wie es bei menschlichen Dingen immer zu gehen pflegt, der guten Sache an. Die Lehre Luther's von der evangelischen Freiheit, von der sittlichen Freiheit der im Glauben gerechtfertigten Kinder Gottes, wurde hier und da zu einem Evangelium des Aufruhrs und wilder Empörung verkehrt, woraus die beklagenswerthen Bauernaufstände, sowie das nichtswürdige Treiben der Wiedertäufer und anderer Seeten entstand. Solche Erscheinungen im Gefolge der Reformation waren für Joachim's strengen Herrschersinn ein hinreichender Beweis von der Gefährlichkeit und Verwerflichkeit der Luther'schen Lehre, welcher er darum mit allen Kräften widerstehen zu müssen glaubte. Er war an und für sich kein blinder Vertheidiger der damaligen Zustände der katholischen Kirche, erkannte vielmehr die Nothwendigkeit einer vielseitigen Verbesserung unumwunden an, aber er erwartete dieselbe auf friedlichem Wege durch ein allgemeines Kirchenconcil, wiewohl sich solche Erwartungen nachgerade als eitel erwiesen hatten. In dem Beginnen Luther's aber erkannte er eine verbrecherische Auflehnung gegen die kirchlichen und weltlichen Gewalten, und ließ es von Anfang an nicht an kräftigem Widerstand dagegen fehlen. Schon auf dem Reichstage zu Worms (1521), wo Luther mit so ergreifender Kraft Zeugniß für die von ihm erkannte Wahrheit ablegte, zeigte
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