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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 91

1888 - Berlin : Hertz
Joachim's öffentlicher Uebertritt zur Reformation. 91 alle Hindernisse der Kirchenverbesserung in den Marken auf, und ließ es nicht nur zu, sondern sah es auch gern, wenn evangelische Prediger berufen wurden und wenn Matthias von Jagow im brandenbnrgischen Lande die Priesterehe erlaubte, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austheilen ließ und andere Verbesserungen nach lutherischer Weise einführte. Die letzte Entscheidung wollte er jedoch von einer allgemeinen Kirchenversammlung herbeigeführt wissen. Aber die Hoffnungen auf eine solche Versammlung wurden immer mehr getrübt, und die Spaltung zwischen Katholiken und Protestanten immer unheilbarer. Das ganze brandenburgische Land hatte sich bereits zur evangelischen Sache bekehrt, und die Vorstellungen der glaubenseifrigen Elisabeth bei Joachim wurden immer dringender. Herzog Georg von Sachsen war inzwischen gestorben, Joachim mithin auch der Rücksicht auf dessen katholische Neigungen enthoben, und so beschloß denn der Kurfürst endlich den offenen Uebertritt zum gereinigten evangelischen Glauben. Am ersten November 1539 empfing Joachim zu Spandau am Hofe seiner frommen Mutter das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt aus den Häuden des wackeren Bischofs Matthias von Jagow. Die Staude und viele Geistliche waren zu dieser wichtigen Feier zugezogen worden. Das ganze Land war hoch erfreut über die endliche öffentliche Einführung der Kircheuverbesserung, und in Kurzem war der Gottesdienst in den Marken überall nach lutherischem Gebrauch eingerichtet. Diejenigen, welche für ihre Person beim alten Glauben verbleiben wollten, wurden daran nicht verhindert; die Priester aber traten meistens mit ihren Gemeinden über, andere, welche dies verweigerten, erhielten Lebensunterhalt bis an ihr Ende, insofern sie nicht freiwillig das Land verließen. Noch immer hielt übrigens der Kurfürst den Bruch mit der katholischen Kirche nicht für unwiderruflich. An den König von Polen, der ihm wegen seines Uebertritts Vorwürfe machte, schrieb er: „Es sei keinesweges seine Absicht, sich von der allgemeinen christlichen Kirche zu trennen, der er ewig treu bleiben werde. Nur schreiende Mißbrauche wolle er in der Kirche abstellen und nothwendige Verbesserungen einführen. Sei es doch von allen Seiten anerkannt, daß die Kirche einer Verbesserung bedürfe. Nur die immer vereitelte Hoffnung auf eine Kirchenversammlung habe ihn bewogen, nach eigenem Ermessen und auf Grund des wahren Glaubens einige Veränderungen vorzunehmen. Auch jetzt noch sei er jedoch bereit, den Beschlüssen einer Kirchenversammlung, wo und wann sie gehalten werden möge, als gehorsamer Diener der Kirche Folge zu leisten." Hiermit stimmte es auch überein, daß Joachim viele Gebräuche der alten Kirche beibehielt, welche in anderen lutherischen Ländern schon abgeschafft waren, besonders feierliche Umzüge, schimmernde Meßgewänder und dergleichen. Bald nach dem Uebertritt ließ Joachim, um den Zustand der Gemeinden und Geistlichen zu erforschen, eine allgemeine Kirch envisitation in seinem Lande halten. Da fand sich denn bei Priestern und im Volke die größte Unwissenheit und der kläglichste Zustand in den Kirchen und Schulen. Deshalb ließ er einen kurzen Begriff der Lehre in Fragen und Antworten, wie auch
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