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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 96

1888 - Berlin : Hertz
96 Der Augsburger Religionsfnede^ Concil zu Trident. ihm arglos vertraute. Derselbe hatte ihm so eben die Züchtigung der Stadt Magdeburg aufgetragen, welche allein in ganz Deutschland noch muthig und zuversichtlich gegen das Augsburger Interim protestirte. Statt aber die gesammelten Truppen wirklich gegen Magdeburg zu verwenden, knüpfte Moritz heimlich Verbindungen mit einer großen Anzahl evangelischer Fürsten an, schloß ein Bündniß mit König Heinrich Ii. von Frankreich und rückte plötzlich mit beträchtlicher Kriegsmacht vor Augsburg, um „Deutschland," wie er nun öffentlich ankündigte, „aus unerträglicher, viehischer Knechtschaft zu erlösen." Kaiser Karl lag krank zu Innsbruck; er floh vor dem so unerwarteten Feinde und verstand sich zum Abschlüsse despassauervertrages (1552), durch welchen Landgraf Philipp seine Freiheit wieder erhielt und die Erledigung der Religionsangelegeuheiten auf einem binnen sechs Monaten zu haltenden Reichstage beschlossen wurde. Zu Augsburg kam endlich (1555) der berühmte Religionsfriede zu Stande, in welchem die beiden Religionsparteien versprachen, sich nicht ferner zu beeinträchtigen. Die Protestanten folltendie vor dem Paffauer Vertrage eingezogenen geistlichen Güter behalten, dagege n Geistliche, welche später erst von der alten Religion abträten, ihrer Pfründen verlustig gehen; den weltlichen Fürsten sollte das Recht zustehen, nur die Ausübung derjenigen Religion, zu welcher sie sich bekannten, in ihren Ländern zu gestatten, jedoch müßten sie jeden Unterthan, welcher wegen anderen Glaubens auswandern wolle, gehen lassen. Wiewohl dieser Frieden den Katholiken in mehrfacher Beziehung sehr Vortheilhaft war, besonders darin, daß der Uebertritt der Geistlichen für die Zukunft durch den Verlust ihrer Pfründen erschwert wurde, so ist doch seitdem der rechtliche Bestand der evangelischen Kirche in Deutschland überhaupt erst gesichert gewesen, und insofern konnten sich auch die eifrigen evangelischen Reichsstände bei den Augsburger Bestimmungen fürerst beruhigen. Joachim, welcher bis vor Kurzem noch immer aus eine Vereinigung der Religionsparteien gehofft hatte, war jetzt zu der Ueberzeugung gekommen, daß eine solche Versöhnung durch eine vom Papst berufene Kirchenversammlung nicht erreicht werden könne, und lehnte die Einladung zu dem Concil zu Trident, obwohl deshalb eine besondere päpstliche Gesandtschaft nach Berlin kam, entschieden ab. Er erklärte: „Nur wenn der Kaiser eine Kirchenversammlung berufe, werde er sie für gültig anerkennen." Ebenso lautete die Antwort der übrigen evangelischen Fürsten, und das Concil von Trident, welches nun blos von katholischer Seite abgehalten wurde, machte die Spaltung nur unheilbarer, indem es gerade die von den Protestanten angefochtenen Meinungen als ausdrückliche katholische Kirchenlehren feststellte. Kurfürst Jo ach im's Besonnenheit während der kirchlichen Streitigkeiten hatte ihm das größte Ansehen im deutschen Reiche erworben, was sich bei der Kaiserwahl Maximilian's Ii. auf die glänzendste Weise äußerte. Als der Kurfürst nach einem kurzen Krankenlager, welches ihn zu Kassel zurückgehalten hatte, nach Frankfurt a. M. reiste, kam ihm der Kaiser, umgeben von sämmtlichen Kurfürsten und den anderen Fürsten des Reiches entgegen, um ihn im glänzendsten Zuge einzuholen. Vor allen Fürsten rühmte Maximilian Joachim's Weisheit, weil ihm vor Allem des Reiches Ruhe und Wohl-
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