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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 99

1888 - Berlin : Hertz
Kanzler Diestermeyer; Johann von Küstrin. 99 sehr nützlich, dem er ein großes Vertrauen schenkte, und der sogar zu seinem Münzmeister ernannt wurde. Durch unverschämten Wucher und durch manchen Mißbrauch seines Einflusses machte sich derselbe aber beim Volke sehr verhaßt. Würdiger des fürstlichen Vertrauens war Jo ach im's erfahrener und kluger Rath Lampert Diestelmeyer, ein geborener Leipziger, welcher die Rechte stndirt und die Staatsgeschäfte unter Moritz vou Sachsen kennen gelernt hatte. Derselbe wurde in Folge seiner treuen Dienste und des trefflichen Rathes, welchen er in den wichtigsten Dingen dem Kurfürsten ertheilte, von demselben zum Kauzler erhoben und in großen Ehren gehalten. Joachim war noch im hohen Alter sehr rüstig und heiteren Gemüths. Die Nachricht von dem drohenden Tode seines Bruders Johann aber ergriff ihn so tief, daß er von dem Augenblicke an selbst nur von Todesgedanken erfüllt war. Er brachte die letzten Tage in frommen Betrachtungen und geistlichen Unterhaltungen zu und starb in Folge eines Schlagflusses (1571). Johann von Küstrin. Wenige Tage daraus folgte ihm Markgraf Johann ins Grab. Der Hof desselben in Küstrin hatte iu mancher Beziehung das entgegengesetzte Bild von Joachim's Leben dargeboten: bürgerlich einfach ging es bei ihm her, und seine strenge Tagesordnung war nur auf fortwährende nützliche Thätigkeit berechnet. Johann war mit seiner Gemahlin ein Vorbild von Mäßigkeit, Fleiß, Sparsamkeit und Frömmigkeit. Selten hat ein Fürst so allseitig für die Hebung der öffentlichen Wohlfahrt Sorge getragen, wie er. Dem Handel baute er Landstraßen und Brücken, machte Flüsse schiffbar und legte Wasserleitungen an, Ackerbau und Gewerbe begünstigte er auf jede mögliche Weise, Kupferhämmer. Papier- und Walkmühlen verdanken ihm ihren Ursprung. Der erste von allen Herrschern der märkischen Lande, ließ er den Getreidevorrath gesegneter Jahre aufspeichern, um dem Bedürfnisse in Zeiten der Noth und des Mißwachses väterlich abzuhelfen. Sehr viel that er für Schulen und Kirchen und zur Milderung des harten Looses der Armuth. Das Volk nannte ihn „Vater der Armen," und seine Gemahlin war ihm in solcher segensreichen Thätigkeit eine treue, gleichgesinnte Genossin. Um sich zu überzeugen, ob seine landesväterlichen Anordnungen überall ernstlich befolgt würden, reiste er öfters verkleidet im Lande umher, und mischte sich unerkannt in die Kreise des Volkes. Einstmals kam er auf diese Art in eine niedere Schenke, ließ sich mit der Wirthin in ein Gespräch ein, und fragte besonders, wie man mit dem Fürsten zufrieden sei. Da brachte die Frau alle möglichen Beschwerden über die vielen Steuern und die theueren Beamten vor. Wie vom Donner gerührt stand sie aber da, als gleich darauf ein hereintretender Edelmann den Fürsten erkannte und als solchen begrüßte. Johann reichte ihr jedoch freundlich die Hand und sagte: „So deutsch, als dieses Weib, hat noch keiner von meinen Räthen mit mir gesprochen." Auch zur Vertheidigung des Landes gegen etwaige Einfälle der Nachbarn traf Johann wichtige Vorkehrungen, indem er das Kriegswesen auf alle Weise verbesserte und besonders die Orte Küstrin und Peitz in Festungen umwandelte, wozu er vermöge seiner trefflichen Geldwirthschaft leicht die Mittel aufbringen konnte. Zu bedauern ist dagegen, daß seine Sparsamkeit theilweise in Habsucht und Geiz ausartete, und daß er sich hierdurch zu manchem Schritte
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