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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 151

1888 - Berlin : Hertz
Das stehende Heer; neue Steuern. 151 Fürst, welcher mit klarem Bewußtsein das oben angedeutete Ziel verfolgte, einen selbstständigen mächtigen Staat zu gründen; die meisten seiner Vorgänger hatten das Ihrige dazu beigetragen, die Grenzen des Staates zu erweitern und das kurfürstliche Ausehen zu erhöhen, aber keiner von ihnen hatte sich zu bent Gedanken aufgeschwungen, die brandenburgische Macht, unabhängig von der Stellung zum deutschen Reiche, zu einer Weltmacht zu erheben, welche unter den großen Staaten Europa's eine einflußreiche Rolle spielen sollte. Alle Regieruugsschritte des großen Kurfürsten dagegen gingen von jenem Grundgedanken aus, einen selbstständigen und kräftigen Staat zu bilden: alle Theile seiner segensreichen Thätigkeit standen damit in genauer Verbindung. Vor Allem mußte er, um jenen Zweck zu erreichen, sich ein tüchtiges Heer zu bilden suchen; um dies aber durchführen zu können, wollte er in seinen Ländern erst frei verfügen und die nöthigen Steuern erheben, ohne sich durch den Widerspruch der Stände hindern zu lassen. Damit aber das Land unter den großen Opfern für die Kriegskosten nicht erliegen sollte, mußte endlich Ordnung in die Verwaltung gebracht und für das neue Erblüheu des Landbaues und aller Gewerbe gesorgt werden. Diese Grundgedanken muß man festhalten, um den inneren Zusammenhang seiner ganzen Thätigkeit recht zu erkennen und zu würdigen. Weiterbildung des stehenden Heeres; die Accise. Mit der Bildung eines stehenden Heeres hatte Friedrich Wilhelm den Anfang gemacht; schon im Jahre 1646 war seine Mannschaft bis ans 8000 Mann erhöht. Große Schwierigkeiten machten ihm in dieser Beziehung die preußischen Stände; denn sie wollten weder das nöthige Geld zu eigenen Truppenwerbungen aufbringen, noch auch leiden, daß er brandenburgische Kriegsleute in ihr Land brächte, und doch erfüllte der Adel seine Dienstpflicht so schlecht, daß bei einer Truppenmusterung im Jahre 1640 von 1425 Ritterdiensten nur 853 wirklich gestellt wurden und von 1845 zur Landmiliz Verpflichteten gar nur 200 kamen.. Zuletzt griff der Kurfürst auch dort durch und legte statt der Kriegsdienste Stenern zur Bezahlung geworbener Soldaten auf. Im Jahre 1651 konnte er schon 16,000 Mann ins Feld führen, und beim Kriege zwischen Schweden und Poleu im Jahre 1655 erschien er mit 26,000 Mann und 72 Geschützen. Der General von Sparr war zuerst der vornehmste Offizier dieser neugeschaffnen Armee, bald erhielt dieselbe einen noch ausgezeichneteren Befehlshaber in dem berühmten Feldmarschall von Derfflinger. Der Unterhalt des Heeres, wie die Wiederherstellung alter und Errichtung neuer Festungen erforderte natürlich einen ungemein großen Kostenaufwand, welchen das verarmte Land schwer aufzubringen vermochte. Der Kurfürst mußte auf Mittel denken, sein Heer zu erhalten, ohne das Land zu drückend zu belasten. Von dem freien Willen der Stände waren ausreichende Bewilligungen nicht zu erwarten: nur die Kurmark verstand sich im Jahre 1641 zur Ausbringung von 150,000 Thalern, was freilich schon damals nicht genügte, wie viel weniger, als das Heer bedeutend vermehrt wurde. Als der Kurfürst später seine Forderungen erneuerte und erhöhete, erwiderten ihm die Stände, er sollte das Heer entlassen und nur zur Bewachung der Landesfestungen die nöthigen Compagnien beibehalten. Friedrich Wilhelm aber
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