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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 154

1888 - Berlin : Hertz
154 Friedrich Wilhelm'8 Lebens- und Denkungsweise. Schulen, der Wissenschaft und Kunst. Nicht blos die Universität Frankfurt hatte sich seiner vielfachen Gunst und Unterstützung zu erfreuen, er gründete in Duisburg eine neue Hochschule und sorgte überall für die Wiederherstellung der niederen und höheren Schnlanstalten, zu welchem er eine besondere Commission ernannte. Auch legte er durch die Erwerbung einer ansehnlichen Büchersammlung den Grund zu der großen Königlichen Bibliothek in Berlin. Selbst die Künste erfuhren bald mehrfache Unterstützung, wiewohl hierin wegen Mangels an Geld fürerst nicht sehr Großes geschehen konnte. Nur die Baukunst wurde von Anfang an auf alle Weise gefördert, was zum Theil mit der Prachtliebe des Kurfürsten zusammenhing. Zwar in seinen persönlichen Neigungen und häuslichen Gewohnheiten war er sehr einfach: er scheut sich nicht, wenn er allein über den Markt geht, ein Paar Nachtigallen, die man feilbietet, zu kaufen, denn er liebt Singvögel in seinen Gemächern; in seinem Küchengarten pfropft er selbst die ans der Fremde gebrachten Reiser, in Potsdam hilft er die Trauben lesen und die jungen Karpfen fischen. Aber, wo er als Fürst auftritt, da muß Alles großartig sein, damit sein junger Staat in der Achtung der großen Welt, die einmal auf das Aeußere viel Werth legt, nicht etwa gering dastehe. Er hält daher auf einen gewissen Glanz in der äußeren Erscheinung, verschreibt trotz der Geldnoth, in der er sich oft befindet, für seine Gemahlin den köstlichsten Schmuck aus Paris oder Amsterdam; er nimmt es übel, wenn ihn Jemand an die Kosten erinnert. Auch seine Gesandten müssen überall mit der größten Pracht auftreten und dürfen keinem anderen nachstehen; denn an den Höfen besonders hing die Geltung vielfach vom äußeren Glanze ab *). Friedrich Wilhelm's Lebens- und Denkungsweise. In Allem, was wir von der vielseitigen Thätigkeit seiner Regierung hier zu rühmen haben, war der Kurfürst selbst die eigentliche Seele und der leitende und belebende Geist. Wie er schon in seiner Jugend den Sitzungen des geheimen Rathes mit Fleiß und Eifer beigewohnt, so fuhr er bis in die spätesten Lebensjahre in unverdrossener Arbeitsamkeit fort. Unter den empfindlichsten Gichtschmerzen sah mau ihn stundenlang sitzen und die eingegangenen Briefe mit den Secre-rairen durcharbeiten, um sich von Allem selbst zu unterrichten. Dann gab es wohl einiges Geheimere, was er sich allein vorbehielt, aber das Meiste ward doch in eigentliche Berathung gezogen: Friedrich galt für einen der besten Köpfe von Europa, von tiefen Gedanken und reifer Erfahrung, doch ist es öfter vorgekommen, daß er eine Meinung, die er bereits ergriffen, im versammelten Rathe wieder fallen ließ, wenn er sich überzeugte, daß eine andere besser sei. Man verglich sein Urtheil mit dem Neigen der Zunge in der Waage: nach der Seite hin, wohin das Uebergewicht der Gründe fiel, dahin ging auch seine Entscheidung. Seine Grundsätze waren: wohl überlegen, rasch ausführen. Was ihm eine geistige Ueberlegenheit über Alle gab, mit denen er in Berührung kam, war, daß er sich in jedem Augenblicke seiner erhabenen Stellung, seiner hohen Pflichten und seines reinen Willens bewußt war. Sein ganzes Streben hatte etwas Großartiges, Heroisches. Dabei war der innerste Kern seines thatkräftigen Lebens die Religion, der innige *) Ranke a. a. O. S. 71.
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