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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 210

1888 - Berlin : Hertz
210 Großer Aufwand bei Hofe. eine Sternwarte und ein Laboratorium erbaut werden sollte. Die Gesellschaft wurde in vier Abtheilungen nach den Hauptgegenständen getheilt: 1) Physik, Medicin und Chemie; 2) Mathematik, Astronomie und Mechanik; 3) deutsche Sprache und vorzüglich deutsche Geschichte; 4) Literatur, vorzüglich des Orients, zur Fortpflanzung des Evangeliums unter den Ungläubigen. Die völlige Einrichtung der „königlich preußischen Societät der Wissenschaften," wie man zuerst die Akademie nannte, erfolgte am 3. Juni 1710. Auch den Künsten widmete Friedrich eine ganz besondere Theilnahme, aus seiner Zeit rühren einige der herrlichsten Denkmäler der Kunst her, welche die schöne Königsstadt an der Spree aufzuweisen hat, besonders die eherne Reiterstatue des großen Kurfürsten auf der langen Brücke, ein unübertroffenes Meisterwerk des berühmten Schlüter, und das herrliche Zeughaus von demselben Künstler. Berlin wurde in jeder Weise verschönert und erhielt durch die Friedrichsstadt eine bedeutende Erweiterung. Auch mehrere Lustschlösser und die Stadt Potsdam wurden unter dem ersten König erbaut. Die Schattenseite in Friedrichs Regierung. König Friedrich fühlte sich glücklich, wenn er in der Pracht seines Ornats auf dem Throne saß, umgeben von seinen Brüdern, den Markgrafen, die mit fürstlichem Pomp erschienen, den Rittern seines Ordens, der alsdann an kostbarer Kette getragen wurde, seinen Kammerherren mit den goldenen Schlüsseln, den Mitgliedern seines geheimen Staatsraths und Ministeriums in ihren gestickten Amtstrachten, den Generalen und Obersten seines Kriegsheeres. In alter Schweizerart,' in weißem Atlas mit goldenen Spitzen verbrämt, prangten die Offiziere seiner Trabanten. Was nur irgend zum Hofe gehörte, Garderobe und Stall, Keller, Küche, Bäckerei, Silberkammer mußte Ueberfluß zeigen. Vierundzwanzig Trompeter riefen zur Mittagstafel: die Jägerei und vor Allem die Musikkapelle waren zahlreich besetzt. Auch den Hofnarr ließ sich der Fürst nicht nehmen, der ihm zuweilen im Scherz entdeckte, was ihm von Andern verschwiegen wurde. An der Anordnung prächtiger Feste nahm er selbst den größten Antheil. Die steifste französische Etiquette wurde bei Hofe eingeführt; denn so abgeneigt Friedrich dem Könige Ludwig Xiv. war, so wollte ex es doch an Glanz ihm und seinem damals so berühmten Hofe in allen Dingen gleich thun*). Dieser Glanz aber wurde eine Quelle mancher Uebel für das Land und für die Verwaltung; die Kosten des Hofstaats nahmen von Jahr zu Jahr zu, um so mehr, als die Günstlinge des Königs darauf bedacht waren, seine Freigebigkeit und Nachsicht auf alle Weise zu ihrer Bereicherung zu benutzen. So mußte denn auf neue Mittel zur Bestreitung der großen Ausgaben gedacht werden: zu den früheren Steuern, welche zum Theil erhöht wurden, kamen nach und nach eine ganze Reihe anderer Auflagen hinzu, und zu wiederholten Malen wurde eine außerordentliche Generalkopfsteuer erhoben, zu welcher Jedermann beitragen mußte. Ganz neu waren die Steuern auf die Luxusgegeustäude, besonders auf die Perrücken, welche nach dem Beispiel des Königs von allen Hofleuten und allmälig in allen Ständen getragen wurden. Trotz aller Belästigung des Landes mit den vielfachen, schweren *) Rauke, I. 124.
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