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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 226

1888 - Berlin : Hertz
226 Friedrich Wilhelm und die Wissenschaft; die Volksschulen. Treiben eigentlich sehr wenig hielt: seine eigene geistige Ausbildung war zu mangelhaft, als daß er das Wesen der Wisseuschast so recht hätte würdigen können, und (ein einfacher, auf das Praktische gerichteter Sinn nahm Aergerniß an den oft spitzfindigen Forschungen, von denen er keinen rechten Nutzen absehen konnte. Die meist trockeue und pedantische Weise der damaligen Gelehrten bestärkte ihn in seinem Vorurtheile, u d er gab allerdings den Män-nern der Wissenschaft seine geringe Meinung oft auf eine sehr derbe und verletzende Weise zu erkennen. Die gelehrten Stifungen seines Vaters, die Universität Halle und die Akademie der Wissenschaften, ließ er zwar bestehen, aber er unterstützte sie bei Weitem nicht so thätig, wie jener. Von den Gelehrten der Akademie wurde es sehr übel aufgenommen, daß er ihnen nach Leibnitz's Tode den Paul von Guudliug zum Präsidenten gab, welcher zwar mannigfache Kenntnisse besaß, aber wegen der tollen Späße, welche er in des Königs ausgelasseueu Abendgesellschaften im halbtrunkenen Zustaude oft mit sich treiben ließ, in schlechtem Rufe stand. Es ist deshalb oft gesagt worden, der König habe der Akademie seinen Hofnarren zum Präsidenten gegeben, doch ist das eine unrichtige Auffassung, da Gundling beim Könige auch wegen seiner Kenntnisse und besonders wegen seiner Schriften über die brau-denbnrgischen Regenten viel galt. Friedrich Wilhelm hat gewiß die Akademie der Wissenschaften nicht durchaus gering geachtet; denn ihre Leistungen in den Naturwissenschaften und was sich davon für die Förderung der Gewerbe brauchen ließ, das wußte er wohl zu schätzen. Er ließ auch bei der Akademie eine chirurgische Anstalt einrichten, um in derselben die Aerzte für seine Armee ausbilden zu lassen; ebenso in allen Provinzen. Seine Auffassung von der Wissenschaft zeigte sich auch, als er der Akademie 2000 Bände aus den Fächern der Astronomie, der Mathematik, Physik und Medicin nebst seltenen Naturalien überwies und sie dabei ermahnte, allen Fleiß anzuwenden, um den Endzweck der Anstalt zu erreichen, nämlich die Natur und deren Kräfte zu erkennen und sich auf solche Erfindungen zu legen, welche Künste und Wissenschaften immer höher emporbringen und der Welt zum wahren Nutzen gereichen könnten, keineswegs aber in bloßer Windmacherei und in falschen Träumereien beständen, womit sich viele Gelehrte aufzuhalten pflegten. Für alles Nützliche war der König auch in wissenschaftlichen Dingen leicht zu gewinnen: so richtete er auch zuerst einen botanischen Garten in Berlin ein. Auch durch die Unterstützung der Gymuasieu zeigte Friedrich Wilhelm, daß er keineswegs geradezu ein Feind wissenschaftlicher Bildung sei, am meisten aber that er für die gewöhnlichen Volksschulen, in denen gelehrt werden sollte, was Jedem zu wissen nothwendig sei, nämlich die Anfangsgründe des Christenthums, des Leseus, Schreibens und Rechnens, liebernii wurden Schulen gestiftet und den Aeltern zur strengen Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre zur Schule zu schicken. Schon damals wurde bestimmt, daß Niemand zum Confirmationsunterrichte zugelassen werden sollte, der nicht lesen könne. Alle Rekruteu sollteu außerdem bei ihren Regimentern schreiben und lesen lernen und im Christenthum unterrichtet werden. In der Provinz Preußen allein wurden über tausend neue Schuleu gegründet; wo Die Schulgebäude fehlten, wurden sie neu erbauet, wozu der König meistens die Baumaterialien gab. Es ist gewiß ein großes unsterbliches Verdienst
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