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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 309

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich's Anforderungen an den Adel. 309 sucht hatte, sich etwa zur Theilnahme au kaufmännischen Speculationen hinwendete, oder wenn der Bürgerssohn den Kreis des gewerblichen Lebens, auf den er zunächst hingewiesen war, oder der Bauer die ländliche Arbeit mißachten lernte. Deshalb vor Allem suchte er jeden der drei Stände bei seinem herkömmlichen Berufe zu erhalten, unterstützte den Adel so viel als möglich in der Behauptung des ererbten Grundbesitzes und wollte die Offizierstellen in der Armee besonders mit Adeligen besetzt wissen. Letzteres war eine einfache Folge der alten Stellung der ritterlichen Grundbesitzer, welche bei eintretenden Kriegszeiten dem Landesherrn ihre Fähnlein mit einer größeren oder geringeren Zahl von Kriegsknechten zugeführt hatten. Als nun die Fürsten selbst die Truppe» warben, schien es natürlich, daß sie die Führerstellen jenem alten Herkommen gemäß den Besitzern der alten Rittergüter und deren Söhnen gaben, bis in den neueren Zeiten die veränderten Verhältnisse und Anschauungen auch darin allmälig Einiges änderten. Ueberdies waren die Offizierstellen so schlecht besoldet, daß sich die Bürgerlichen nicht eben dazu drängten, während die Adeligen den Kriegsdienst nach alter Sitte als eine Ehrensache ihres Standes betrachteten. Auch meinte der König, daß sich eben die militärische Ehre bei dem Adel vorzugsweise finde. „Im Allgemeinen,^ sagte er, „bleibt dem Adel keine andere Zuflucht, als sich im Kriege auszuzeichnen. Verliert er seine Ehre, so findet er selbst im väterlichen Hause keine Zuflucht, statt daß ein Bürgerlicher, wenn er Gemeinheiten begangen, ohne Erröthen das Gewerbe seines Vaters wieder ergreift und sich nicht weiter entehrt glaubt." Für gewöhnlich wurbeu demgemäß in den meisten Regimentern nur Adelige zu den Offizierstellen beförbert, boch machte der König hiervon Ausnahmen, wenn ein nichtabeliger Unteroffizier, wie es in einem Reglement heißt, „große Meriten und einen offenen Kopf, auch dabei ein gut Exterieur und wenigstens 12 Jahre gedient hatte/' dann bnrfte der* selbe zum Seconbe-Lieutenant vorgeschlagen werden. In die Cabetteuhäuser dagegen, welche von Friedrich vermehrt und zweckmäßig eingerichtet wurden, sollten nur Junker von gutem Adel aufgenommen werden; auch wurden zur Ausbildung der jungen Adeligen für den Militär - und Civildienst noch sogenannte Ritterakademieu gegründet. Auch in Bezug aus die Aemter der höheren Staatsverwaltung berücksichtigte der König säst nur die Adeligen; er hielt es darin sogar noch strenger als seine Vorfahren und machte wenig Bürgerliche zu Ministern oder Präsidenten. Wenn es geschah, so erhob er sie meistens gleichzeitig in den Abelstand. Freilich machte der König an seinen Adel, eben wegen der hohen Ansicht, die er von der Stellung desselben im Staate hatte, auch desto größere Anforderungen ; denn der Adel galt ihm Nichts ohne rechte Ehre und ohne wirkliches Verbienst. „Der Adel ohne Kenntnisse," sagte er, „ist nur ein leerer Titel, welcher den Unwissenden an das Helle Tageslicht stellt und ihn dem Gespött aussetzt," und als ein hannöverscher Gras, bessen Schn als Junker bei den Garbes bu Corps biente, bat, benselben mit Rücksicht ans seinen Grafenstanb zum Offizier zu nehmen, schrieb ihm der König: „3büi Euer Sohn dienen, so gehört die Grafschaft nicht dazu, und er wirb nicht avauciren, wenn er sein Metier nicht ordentlich lernt. Junge Grafen,
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